242
aber mußte während deß ganzen Krieges, den man seiner Dauer wegen
den siebenjährigen nennt, in Polen leben.
Die Verbündeten geriethen über den kühnen Angriff in nicht geringen
Schrecken, sie klagten laut über die Verletzung des Völkerrechtes und des Lan¬
desfriedens, König Friedrich II. aber machte alle Schriften bekannt, welche er
im Dresdner Archiv gefunden hatte und die Absichten der Verbündeten an
den Tag legten. Zuvörderst sammelten sich die östreichischen Truppen in
Böhmen; verstärkt durch viele sächsische Regimenter, w^che zu ihnen über¬
gingen, kamen sie bald darauf bei Lowoschitz mit den Preußen in's Hand¬
gemenge, mußten aber der Tapferkeit derselben weichen.
Indessen brach im folgenden Jahre das Ungewitter über Friedrich II.
von allen Seiten los. Das deutsche Reich erklärte den König von Preußen
in die Acht, weil er als Kurfürst von Brandenburg gegen seinen Kaiser zu
Felde gezogen sei, und bewilligte 60,000 Mann (von denen aber kaum die
Hälfte zusammenkam), unter der Anführung des Prinzen von Hildburg-
hausen, zum Kriege gegen ihn. Darauf eilten auch die Franzosen über
den Rhein, die Schweden fielen in Pommern und ein mächtiges Heer von
Russen drang in Preußen ein. Friedrich hatte gegen alle diese Feinde nur
England (— welches sich mit Preußen vereinte, weil es mit Frankreich
in Seekriege verwickelt und für Hannover besorgt war —), den Lan d-
grasen von Hessen-Kassel und die Herzoge von Braunschweig
und Gotha zu Verbündeten. Diesen überließ er den Kampf mit den
Franzosen und Reichsfürsten, ein kleines Heer sandte er gegen die Schweden
und Russen, er selbst wollte mit der ganzen ungetheilten Macht nur auf
Oestrcich losgehen. Wirklich siegte er bei Prag, wo der alte Feldmarschall
Schwerin mit der Fahne in der Hand den Heldentod starb, doch bei
Kollin lernte er die Tapferkeit des östreichischen Heeres unter Anführung
des Feldmarschalls Daun kennen. Er glaubte auch hier siegen zu müssen,
war aber genöthigt, sich zurückzuziehen*), wenn er nicht etwa das ganze
Heer aufopfern wollte. Zum Glücke wurde er nicht verfolgt, und er konnte
noch in demselben Jahre den Franzosen und der Reichsarmee entgegen¬
ziehen, welche die Engländer in Hannover zum Frieden gezwungen hatten.
In dieser Zeit lag der Prinz von Soubise mit 8000 Franzosen in
Gotha und ließ sich im herzoglichen Schlosse gut bewirthen. Die Herzogin
gab dem Könige durch einen Bauer Nachricht von der Sorglosigkeit der Feinde,
und Friedrich schickte den General Seidlitz mit 1500 Reitern nach Gotha
ab. Eben hatte sich der Prinz mit seinem Gefolge zur Tafel gesetzt, als
die preußischen Trompeten erklangen. Die Herren standen erschrocken auf,
warfen sich auf ihre Pferde und jagten zum Thore hinaus. Seidliß
schickte ihnen einige hundert Dragoner nach und setzte sich mit seinen Offi-
*) Der Sieg derOestreicher erregte solche Freude in Wien, daß MariaLhe-
resia, um ihre tapferen Offiziere zu belohnen, den Theresienorden stiftete.