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sterten Viele für Luther und ermuthigten diesen, den letzten großen Schritt
zum Sturze der päpstlichen und priesterlichen Gewaltherrschaft zu thun.
Edle deutsche Ritter, Sickin gen, Hutten und Schaumburg an der
Spitze, luden ihn ein, auf ihren Burgen seine Zuflucht zu nehmen, wenn
ihm von den Vertretern des finsteren Priesterthumes oder vom Papste Uebe-
les begegne; die Hussiten in Böhmen machten ihm denselben Antrag.
So war es wirklich der deutsche Adel, der jetzt am Ende altdeutscher Rit¬
terschaft, noch einmal seine alte Kraft und seinen angeborenen Muth in
einem Kampfe geistlicher Waffen bezeugte. Besonders thatig war Ulrich
von Hutten, der bisher nur lateinisch geschrieben, nun aber seinen Freun¬
den und dem Volke zu Liebe Abhandlungen, Gespräche und Gedichte in
deutscher Sprache voll Trotz und Hohn gegen das Papstthum, dessen Leh¬
ren und Satzungen schrieb und drucken ließ; die Maler Al brecht Dürer
und Lucas Cr an ach verfertigten Spottbilder dazu. Inzwischen fuhren
Luthers Gegner fort, ihn ohne Schonung zu behandeln; auch beim Papste
hatte er kein Gehör gefunden und dieser ließ sogar die Schriften Luther's
und Luthern iselbst im Bildnisse verbrennen. Da verwarf er nun den
Papst als Richter in Glaubenssachen, berief stch auf die Untersuchung und
Beurtheilung seiner Sache von einer allgemeinen Kirchenversammlung, und
endlich beschloß er, die päpstliche Bannbulle auf gleiche Weise zu behandeln,
wie seine Schriften vom Papste behandelt worden waren. Er zog daher
mit den Studenten und den Wittenberger Bürgern zum Thore hinaus und
mit den Worten: „Als Doctor der Theologie habe ich geschworen, falsche
und verführerische Lehren zu vertilgen. Da Andere die Furcht hindert, das
zu thun, mir aber Gott Muth und Freudigkeit dazu gegeben hat, so muß
ich es thun! Weil du den Heiligen des Herrn betrübt hast, so betrübe und
verzehre dich das ewige Feuer" — warf er die Bannbulle des Papstes,
die Bücher des päpstlichen Rechtes und die Schriften seiner Hauptfeinde,
eines Eck und Emser, in das Feuer. Das geschah am 10. December im
Jahre 1520, und mit diesem Acte sagte er sich öffentlich von dem Papste
und der Priesterkirche los, die beide den in der heil. Schrift begründeten
Lehren das Ohr verschlossen hatten.
§♦ 4. Luther in Worms 1321.
Der alte Kaiser Maximilian hatte das Beginnen Luther's zwar mit
Bekümmerniß, doch ohne Groll, wahrgenommen; er ahnete, was kommen
sollte und mußte, und der guten Sache war er ja nie abgeneigt; Reuchlin,
Sickingen und Hutten waren seine Lieblinge. Auf seinem letzten Reichs¬
tage zu Augsburg im I. 1518, wo er seinem Enkel Karl die Nachfolge
zufichern und die Deutschen zu einem Feldzuge gegen die Türken bewegen
wollte, konnte er die allgemeine Stimmung wohl merken. „Nicht in Stam-
bul," riefen die deutschen Fürsten und Ritter, „in Rom ist der Feind des