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Helden gehörte der Husarenmajor von Schill, der sich schon im I. >806
ausgezeichnet hatte. Er wollte mit einer Reiterschaar nach Oestreich durch¬
brechen, wurde jedoch hieran gehindert und wandte sich nach Stralsund, wo
er von den Feinden übermannt und niedergehauen wurde. Elf seiner Ossi-
ziere, die sich ergeben mußten, ließ Napoleon zu Wesel erschießen! Ein
anderer Held war der junge Herzog Wilhelm von Braunschweig, der mit
seiner schwarzen Schaar tapfer für Oestreich focht, sich heldenmüthig bis an
die Nordsee mitten durch die Feinde durchschlug, dann gleich Heinrich dem
Löwen sein undankbares Vaterland verließ und nach England sich einschiffte.
Die Tyroler hatten noch mit den Baiern zu kämpfen und jene wackeren
Schützen siegten nicht nur in kleinen Gefechten, sondern auch in großen
Schlachten. Andreas Hofer, ein schlichter Gastwirth, hatte den Ober¬
befehl über den Landsturm; er besiegte den Marschall Lefevre in offener
Schlacht und trieb die Franzosen, Baiern und Sachsen aus Tyrol hinaus.
Nicht minder ausgezeichnet waren die anderen Anführer Speckbacher, der
Kapuziner Joachim Haspinger, Martin Teimer aus Klagenfurt,
Peter Meyer aus Brixen. Leute aus allen Ständen, Weiber und
Jungfrauen nahmen Theil an dem Aufstande; man erzählt von Speck-
bacher's zehnjährigem Sohne Andredl, daß er mit dem Messer die
Kugeln aus dem Boden herausgescharrt und sie der Mannschaft in seinem
Hute zugetragen habe. Endlich mußten aber die tapferen Tyroler doch der
Uebermacht weichen, Andreas Hofer siel in die Hände der Franzosen,
wurde in Ketten nach Mantua geschleppt und dort als Rebell erschossen!
Er starb wie ein Held, stehend, ohne sich die Augen verbinden zu lassen.
Wie tief die deutsche Gesinnung zu dieser Zeit gesunken war, beweist das
Volksblatt des beliebten allemannischen Dichters Hebel, der den Land¬
leuten den Tod Hofer's erzählt, als ein warnendes Beispiel für Alle, die
gegen die Obrigkeiten die Waffen ergreifen würden; dafür hat aber Im-
mermann dem Andreas Hofer ein bleibendes Denkmal durch ein Schau-
sviel gesetzt; ein Marmorbild Hofer's steht in Innsbruck.
H. 13. Der Sturz Napoleon's.
Napoleon der Kaiser stand nun auf dem höchsten Gipfel seiner
Macht und erhaben über alle Monarchen Europa's. Mehre der zinsbaren
Könige kamen nach Frankreich, um daselbst den Jahrestag seiner Krönung
feiern. Doch wähnte er zu seiner Größe noch die Verwandtschaft mit
einem kaiserlichen Hause zu bedürfen, und deshalb trennte er sich im I. >810
von seiner edlen Gemahlin Josephine, ohne irgend eine andere Ursache, als
weil er sich die Tochter des Kaisers von Oestreich, die Erzherzogin Louise,
antrauen lassen wollte. Er achtete der Thränen seiner verstoßenen Gattin und
erprobten Freundin nicht, sondern vollzog die neue Vermählung am 10. März
desselben Jahres. Von seinen Brüdern wollten sich Lucian und Ludwig