120
Bor Gott und seinen heiligen Gerichten wollen wir uns in Demuth
beugen, uns der Vergebung unserer Sünden durch Christi Verdienst
getrösten und von ihm Segen und Heil erflehen. So gereinigt und
gestärkt können wir getrost dem Kampfe entgegen gehen."
58. Der Krieg gegen Oesterreich und seine deutschen
Verbündeten im Jahre 1866.
„Der Herr ist nun und nimmer nicht, Von seinem Volk
geschieden. Er bleibt ihr Trost und Zuversicht, Ihr Segen.
Heil und Frieden. Mit Vaterhänden leitet er, Die Seinen
stetig hin und her. Gebt unserm Gott die Ehre I"
Der österreichische Feldherr Benedek hatte vor, mit seiner
ganzen Macht von Böhmen aus in Schlesien und Brandenburg zu
fallen, im Fluge Breslau und Berlin zu nehmen und Preußen zum
schimpflichen Frieden zu zwingen. An dem Gelingen zweifelte er
nicht. Er sprach zu seinen Soldaten: „Wir schlagen die Preußen,
verlaßt euch auf mein altes Soldatenglück. Ihr werdet in Fein¬
desland euch ausrasten und in reichlichem Maße euch erquicken, wie
eine siegreiche Armee es verdient. In Berlin dictiren wir den
Frieden!" Man erzählt, daß die besten österreichischen Regimenter
neue Uniformen erhielten, um beim Einmärsche in Berlin so recht
in Parade zu glänzen. Der österreichische Reutergeneral Edelheim
prahlte, er werde in Einem Athem mit seinen Reutern gerades
Weges nach Berlin reiten. Der Mensch denkt's, Gott lenkt's!
In Berlin hatten unsere tapfern Generale einen trefflichen
Feldzugsplan gemacht. Der König stand an der Spitze mit dem
Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Karl. Der wackere Ge¬
neral von Moltke, der Kriegs-Minister von Roon, die Generale
Steinmetz, Vogel von Falckenstein, Herwarth von Bittenfeld und
ihrer noch viele andere zagten nicht. Man sprach nicht verächtlich
vom Feinde, wie die Oesterreicher, aber man hatte auch nicht die
geringste Furcht. Die Armee war trefflich bewaffnet. Die Zünd¬
nadelgewehre und ihr Schnellfeuer, die gezogenen Kanonen und ihr
Kartätschenhagel hatten schon im Jahre 1864 unter den Feinden
Schrecken verbreitet. Und nun geschahen Thaten, worüber die
Welt erstaunte.
In Westfalen begann der Angriff. Hier führte der General
Vogel von Falckenstein den Oberbefehl. Unter ihm standen die
Generale von Göben, von Beyer und von Manteuffel. Sein Heer
wurde nachher die Mainarmee genannt. Er hatte zuerst nur 35,000,
nachher 50,000 Mann gegen 120,000 Feinde, aber .er errang
Sieg auf Sieg. Es galt, rasch die feindlichen Lande Hannover,
Hessen und Nassau zu nehmen. Am 16. Juni brach Vogel von
Falckenstein von Minden aus mit den westfälischen Regimentern auf,