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alle Neuerungen duldsam, und als ihn Dr. Eck aufforderte, gewaltsame
Maßregeln gegen die Protestanten in Polen zu ergreifen, wies er die
Aufforderung von sich, indem er erklärte: „Mag Heinrich VIII. von
England die Feder gegen Luther führen, wir überlasten Solches Euch
und den Bischöfen und wünschen, daß Ihr es würdig und kräftig aus¬
führen möget. Uns aber lasset König sein über Schafe und Böcke." Auch
die Griechisch-Katholischen, deren es besonders in Litthauen sehr viele gab,
duldete er, und ließ sie in Aemtern und Würden gleich den Römisch-
Katholischen. Nicht so rühmlich, wie er, regierte sein Sohn Siegmund
August v. I. 1548 bis 1572. Schon seine wunderliche Erziehung konnte
einer kriegerischen Nation, wie die polnische war, kein Vertrauen zu ihm
einflößen, obwohl er gleich bei seinem Regierungsantritte zeigte, daß nicht
alle Männlichkeit in ihm erstickt war. Er hatte sich nach Elisabeth's
Tode mit der Fürstin Barbara Radziwil vermählt, und als der Reichs¬
tag, auf Anstiften der Königin Mutter, verlangte, daß er sich von seiner
Gemahlin scheiden lassen sollte, weil er ohne Zustimmung der Stände eine
zweite Ehe geschlossen halte, weigerte er sich standhaft und entschieden, ja
als ihm sogar der Primas zumuthete, den Eid zu brechen, sprach er:
„Euch würde es mehr geziemen, uns zu bitten, daß wir Jedermann Treue
bewahrten. Wir haben unserer Gemahlin dieselbe geschworen und werden
sie nicht verlassen, so lange uns Gott leben läßt, denn wir achten unser
gegebenes Wort höher, als alle Königreiche der Erde." Der Krongroß-
feldherr Tarnowsky, einer der größten Helden Polens, und der Bischof
von Krakau unterstützten des Königes Willen und waren überhaupt
jeder Zeit bemüht, sein Ansehen zum Wohle des Vaterlandes aufrecht zu
erhalten. Als darauf die Tartaren die Grenzen beunruhigten, verweigerten
die Adeligen, sich zum Aufgebote zu stellen, ja sie wollten den König ab¬
setzen und den Krongroßfeldherren Tarnowsky an seine Stelle wählen.
Allein dieser redliche Mann blieb dem Könige getreu und hinterbrachte ihm
alle Umtriebe, die zum Theil durch die Königin Bona angeregt waren,
weil sie es ihrem Sohne nicht verzeihen konnte, daß er sie ganz von der
Negierung ausschloß, daß er nicht ihrem, sondern seinem Willen folgte.
Des Königes Festigkeit brachte cs endlich dahin, daß seine Gemahlin Barbara
Radziwil gekrönt wurde. Sie trug jedoch die Krone nur ein Jahr lang;
aus einem Briefe Siegmund August's an seinen Schwager Nikolaus
Radziwil ist deutlich zu ersehen, daß sie von der Königin Mutter geopfert
worden war*). Bald darnach verließ Bona, reich mit Schätzen beladen, das
Land und begab sich nach Bari im Königreich Neapel, wo sie ihr schänd¬
liches Leben fortführte, aber schon nach zwei Jahren starb, — vergiftet
von einem ihrer Lieblinge, der sie zu beerben hoffte. Ihre Schätze, über
*) Leider kann man sagen, daß auch mehre polnische Damen das Ihrige bei-
geiragen hatten, die edle Königin, die sie beneideten, zu verdrängen.