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Aiimerk. Zur Literatur. Germanien und seine Bewohner von A. B.
Wilhelm 1823. — Die Marken des Vaterlandes von H. Müller 1837.
Teutschlands Urgeschichte von K. Barth. 2. Aust. 1840. — Die Deutschen
und die Nachbarstamme von K. Zeuß 1837.
§. 3.
Die Quellen der ältesten deutschen Geschichte.
1) Einheimische Geschichtsdenkmäler aus der ältesten Zeit,
mit Ausnahme von Gräbern mit Ueberresten von Knochen und
Waffen u. a., auch einiger Bauten, fehlen ganz. Doch besitzen
wir aus ziemlich früher Zeit ein kostbares größeres deutsches Sprach¬
denkmal in gothischer Mundart, die Bibelübersetzung des gothischen
Bischofs Ulphi las (um die Mitte des 4. Jahrh. n. Ehr.).
Im Uebrigen beruht unsere Kenntniß von den frühesten
Zuständen des deutschen Landes und Volkes einzig auf den Nach¬
richten, welche in den Werken griechischer und römischer
Schriftsteller gelegentlich uns aufbewahrt sind.
2) Der Vater der Geschichtschreibung, Herodot (geb. 484
v. Ehr.) weiß von Deutschland noch nichts, außer da^ er des
Istros (der Donau), „des größten aller Ströme", dessen Quellen
er in das Land der Kelten versetzt, Erwähnung thut. Zum ersten¬
mal wird der Name deutscher Völkerschaften in einer Erzählung des
Griechen Pytheas von Massilia (Marseille) um das Jahr
330-v. Ehr. genannt. Jener Gelehrte hätte von dieser griechischen
Pflanz- und Handelsstadt aus eine Seefahrt nach dem Nordmeer
unternommen und seine Beobachtungen in einem Reisebericht ver¬
öffentlicht. Hiervon hat uns der ältere Plinius in seiner
Naturgeschichte (historia naturalis 37, 2) und der Geograph
Strabo einige Bruchstücke erhalten; es wird berichtet, dast der
im Alterthum so hoch geschätzte Bernstein von der Nordküste des
Landes der Teutonen und"Guttonen komme.
3) Etwa 200 Jahre später wurden germanische Völkerschaften,
die unter dem Namen Teuto neu erschienen, zugleich mit Kimbern,
die wahrscheinlich keltischer Abstammung waren, durch ihre ver¬
heerenden Züge den Römern auf einmal furchtbar. Diese Völker--
schäften sollen aus ihren Wohnsitzen auf der ki mb rischen Halb¬
insel, dem heutigen Holstein, Schleswig und Jütland, wegen
einer Ueberschwemmung, dergleichen jenes Land zur Zeit der Sturm¬
fluchten oft ausgesetzt war, nach Süden gezogen sein. Seit 113
näherten sie sich den Grenzen des römischen Reichs. Sie drangen
von der obern Donau her durch Helvetien, das sie in eine Wüste
verwandelten, nach Gallien bis Spanien und Italien vor, und
erschlugen bald einzeln, bald in Verbindung mit einander wieder¬
holt die römischen Heere. Als sie sich später trennten, wurden die
Teutonen bei Aquae Sextiae, dem heutigen Aix in der
Provence, im I. 102 durch Marius, und die Kimbern, die