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feiner Stände zu Homburg vereinbarte er mit diesen eine neue
Kirchenordnung (Oct. 1526); die Klöster in Hessen wurden auf¬
gehoben, und mit den eingezogenen Gütern die Hochschule zu
Marburg gestiftet (Oet. 1527).
6) In Sachsen war im I. 1525 der Beschützer Luther's,
Kurfürst Friedrich der Weise, unvermählt aus dem Leben
geschieden. Ihm folgte sein Bruder Johann der Beständige,
der sich sofort offen für die Reformation erklärte. Dieser schlossen
sich ferner nach und nach an: die Herzoge von Braunschweig und
Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld u. a.
Im obern Deutschland waren ihr mehr oder minder zugethan:
der Pfalzgraf von Zweibrücken, später der Kurfürst von der Pfalz,
Baden und Würtemberg; schon früh die Mehrzahl der Reichs¬
städte.
7) Die bisherige zuwartende Haltung des Kaisers gegenüber
der kirchlichen Neuerung in Deutschland, für die er weder rechtes
Verständniß noch Sympathie hatte, war wesentlich durch seine
allgemeine Stellung, namentlich als König von Spanien, und in
Hinsicht auf seine bald freundlichen, bald feindlichen Beziehungen
zum Papste bestimmt worden. Als daher Karl V. nach dem
vortheilhaften Madrider Frieden (1526) freie Hände bekam, so
ließ er ein Schreiben an mehre Fürsten und Herren im Reiche
ergehen, worin er sie wegen ihres Beharrens beim alten Glauben
belobte und ermahnte, dahin zu wirken, daß die ketzerische Lehre,
welche die Ursache aller Unruhen sei, vertilgt werde. Gegenüber
solchen Drohungen schlossen einige evangelische Reichsstände, nament¬
lich Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen, Landgraf
Philipp von Hessen, die Herzoge von Braunschweig und Mecklen¬
burg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld, ferner die
ReichsstädteSiraßburg, Nürnberg, Augsburg und Magde-
burg, zu Torgau ein Schutzbündniß, wodurch sie versprachen,
einander mit allen ihren Kräften beizustehen, im Falle sie wegen
des göttlichen Wortes oder wegen Abschaffung der Mißbräuche ange¬
griffen würden lMai und Juni 1526).
Dies ist der Ausgang einer innern Spaltung der deutschen
Nation, die noch tiefer ging als die politische, und die seitdem
noch nicht hat wieder beigelegt werden können. Wenn sie als
Folge der damaligen Zustände unvermeidlich war, und keiner der
beiden Parteien ausschließlich zur Last fällt, so wird sie auch nur
durch das Fortschreiten ächt christlichen Geistes und der Gesittung,
deren versöhnende Kraft die Entzweiung überwindet, gehoben wer¬
den können.
8) Noch zögerte der Kaiser, denn bei der allgemeinen Wäh¬
rung wollte er den kirchlichen Zwiespalt im Reiche vorerst auf güt¬
lichem Wege durch Reichstage und Zusammenberufung eines allge-