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Antheil, sondern unterstützte die Unternehmungen der Verbündeten
durch seine Flotten und durch Subsidien. Der Schauplatz des
Krieges war Teutschland und Italien. Das teutsche Heer
erhielt an dem 24jährigen Erzherzog Karl, des Kaisers edlen
Bruder, einen der ausgezeichnetsten Heerführer der neuern Zeit.
Es war etwa 200,000 Mann stark in zwei Abtheilungen, am
Oberrhein unter Wurmser und nach dessen baldiger Abberufung
nach Italien unter Latour, am Unterrhein unter dem Erzherzog
selbst... Das italienische Heer war über 100,000 Mann stark,
die Ostreicher und Neapolitaner unter Beaulieu, später
unter Wurmser, die Piemontesen unter dem General Colli.
2) Auch das französische Directorium hatte für den
neuen entscheidenden Feldzug große Rüstungen gemacht und die
Mittel dazu durch Zwangsanleihen und ein neues Papiergeld, die
Territorialmandate, gewonnen. Carnot's Kriegöplan war auf
das Herz Ostreichs gerichtet. Moreau sollte vom Oberrhein,
Jourdan vom Niederrhein aus gen Oftreich vorrücken. Die
italienische Armee aber von Italien aus Ästreich bedrohen.
3) Am Rhein ward der Waffenstillstand am 21. Mai ge¬
kündigt. Jourdan, der bei Düsseldorf über den Rhein setzte,
drängte die Ostreicher unter fortwährenden wechselvollen Gefechten
bis in die Oberpfalz. Moreau, der am 24. Jun. bei Kehl
über den Rhein ging, rückte unaufhaltsam über den Schwarzwald
nach Baiern vor. Der Markgraf von Baden, der Herzog von
Würtemberg, der Kurfürst von der Pfalz, überhaupt die Stände
des schwäbischen und fränkischen Kreises, mußten mit der franzö¬
sischen Republik Separatverträge abschließen und zum Voraus
auf ihre Besitzungen auf dem linken Rheinufer, Frankreichs längst
ersehntes Ziel, entsagen, wofür sie auf Kosten ihrer Mitstände
entschädigt werden sollten.
4) So waren die französischen Heere bis in's Herz von Ober-
teutschland vorgedrungen und hatten in den durchzogenen Land¬
schaften sich neu bekleidet und große Summen erpreßt. Im Au¬
gust stand Jourdan bereits in der Gegend von Regensburg und
Moreau in der Nähe von Jngoldstadt, während eine Abtheilung
seines Heeres Tyrol bedrohte. Jetzt entwickelte aber der Erz¬
herzog seinen meisterhaften Vertheidigungsplan. Plötzlich wandte
er sich mit verstärkter Macht gegen Jourdan, schlug dessen rech¬
ten Flügel unter dem General Bernadotte bei Teining (22.
Aug.) und Jourdan selbst bei Amberg (24. Aug.) und bei
Würzburg (3. Sept.). Jourdan's zurückziehendes Heer lös'te
sich bald in völlige Flucht auf und nur die Reste erreichten Düs¬
seldorf wieder. Durch diese Ereignisse ward Moreau in seinem
Rücken bedroht und zum Rückzug aus Baiern gezwungen. Er
bewirkte denselben (seit 20. Sept.) durch Schwaben und die Eng¬
pässe des Schwarzwaldes unter steten Gefechten mit den verfol-