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ihnen ein Leichtes, diese einfache Lebensart forkzusetzen; sie hatten 
wenige Bedürfnisse, und der, welcher deren recht wenige hat, ist 
immer reicher als der Weichling. Aber Lykurg hatte auch durch 
seine Gesetze dafür gesorgt, daß diese Einfachheit im Privatleben 
erhalten würde. So war verordnet, daß Keiner seine Mahlzeit 
zu Hause halten durfte. Jeder Bürger mußte monatlich ein 
bestimmtes Maaß von Mehl, Käse, Feigen und Wern liefern, 
und dafür speisten Alle an einer gemeinschaftlichen Tafel. Dazu 
gab es große gemeinschaftliche Sale, wo Tisch an Tisch stand. 
Bon diesen Mahlzeiten durfte sich Niemand ausschließen; auch 
war es streng verboten, etwa vorher zu Hause Leckereien zu 
essen. Sehr delicat aß man übrigens an diesen gemeinschaftli¬ 
chen Tafeln nicht. Das Hauptgericht war die schwarze Suppe, 
die den Spartanern zwar trefflich schmeckte, aber den Fremden, 
wenn ja einmal einer hinkam, gar nicht munden wollte. 
Nicht viel anders als die Knaben wurden auch die Mädchen 
erzogen. An die bei uns gewöhnlichen Zerstreuungen des Lebens, 
an Putz und Bequemlichkeit war bei ihnen eben so wenig als 
an eine sitzende, häusliche Lebensart zu denken. Die Arbeit im 
Hause, das Weben und Spinnen überließ man den Sclavinnen. 
Dafür wurden die Mädchen in besondern Häusern (Gymnasien) 
im Ringen, Laufen und in andern dergleichen Dingen geübt; 
manchmal kamen sie auch wol nach den Gymnasien der Knaben, 
und sahen ihnen zu. Kurz man that Alles, in den Mädchen 
und Frauen alles Weibliche zu unterdrücken, und Kraft, Hel- 
denmuth, Entsagung und Abhärtung aus- oder vielmehr ihnen 
anzubilden. 
Ferner wollte Lykurg, daß sein Volk für sich bleiben sollte, 
damit es von den Lastern andrer Nationen unangesteckt bliebe. 
Daher war verordnet, daß kein Fremder sich in Sparta lange 
aufhalten, aber auch, daß kein Spartaner ins Ausland reisen 
oder gar sich lange dort verweilen sollte. Um aber auch frem¬ 
den Völkern die Lust zu benehmen, mit den Spartanern Handel 
und Verkehr zu treiben, waren in Sparta alle Gold- und Sil¬ 
bermünzen verboten; nur eisernes Geld war erlaubt. Nun 
mußten es wohl die Spartaner, auch wenn sie sonst gewollt 
hatten, bleiben lassen, aus dem Auslande Luxusartikel zu kau¬ 
fen; denn was sollten die Fremden mit dem eisernen Gelde
	        
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