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terbrachten. Und dann Wehe den Unbesonnenen! Ihre Rach¬ 
sucht kannte gar keine Grenzen. Viele verschmachteten in tiefen, 
dunkeln Kerkern; Andere wurden umgebracht, und Theodora wei¬ 
dete sich oft am Anblicke ihrer Qualen. Justinian erfuhr von 
allen diesen Gräueln nicht viel, er hatte sie gar sehr lieb; und 
wirklich ist sie auch eine treue Gehülfin seiner Regierung gewesen, 
und hat an Allem, was er Gutes und Großes gethan hat, vie¬ 
len Antheil. Wie Schade, daß diese kluge Frau kein gutes Herz 
hatte! In ihrem Hause ist sie auch nie glücklich gewesen. Sie 
wünschte sich so sehr einen Sohn, und schickte oft zum Himmel 
deswegen die heißesten Gebete; aber vergebens. Es war, als 
wenn ein Fluch auf ihr ruhte. Endlich bekam sie eine Tochter, 
und freute sich darüber gar sehr; aber das Kind starb, ehe es 
heranwuchs. Sie selbst war auch immer kränklich, und starb vor 
dem Kaiser, der sie noch lange beweinte. 
Na rses hatte endlich nach einem 19jahrigen Kriege das Reich 
der Ostgothen in Italien zerstört, und dies Land wurde nun eine 
griechische Provinz. Aber die griechischen Kaiser hatten davon 
nicht viel Gewinn. Der Krieg hatte das Land verwüstet, und 
568 brach ein neues Volk in Italien ein, die Longobarden. 
Unter ihrem tapfern Könige Aldo in kamen sie aus Deutschland 
über die Alpen gestiegen, eroberten Oberitalien, und machten Pa- 
via zur Hauptstadt. Von ihnen wird noch Oberitalien die Lom¬ 
bardei genannt. 
52. Sitten, Sprache und Gesetze der deutschen Völker. 
Ein großer Theil der deutschen Stämme war zur Zeit der 
Völkerwanderung nach fremden Ländern gewandert, und hatte 
hier zum Theil fremde Sitten angenommen. Nur die in Deutsch¬ 
land zurückgebliebenen bewahrten treu die von den Vorfahren er¬ 
erbten Gesetze, Gewohnheiten und Sprache. Die bedeutendsten 
derselben waren unstreitig die Franken, die nicht nur am Rheine, 
sondern bis tief ins heutige Frankreich hinein wohnten, ein tüch¬ 
tiger, kräftiger Menschenschlag. In der Mitte von Deutschland 
wohnten die Thüringer; über-ihnen an der Weser, im jetzi¬ 
gen Westphalen, die Sachsen; und über diesen, im jetzigen 
Holstein, die wilden Friesen. In Schwaben saßen die Ale¬ 
mannen, im jetzigen Baiern die Baiern, und in dem ganz
	        
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