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Zug; und wenn auch die Zahl 20,000 übertrieben seyn mag, 
so waren es doch wenigstens 5000. Bloß die böhmischen Stu¬ 
denten und Professoren blieben zurück. Die Ausgewanderten wur¬ 
den vom Markgrafen von Meißen freundlich ausgenommen, und 
aus ihnen eine Universität Ln Leipzig errichtet. 
Dadurch hatte nun wohl Huß viele seiner Feinde verloren; 
aber es fanden sich bald neue. Der Erzbischof von Prag ver¬ 
klagte ihn bei dem Papste, und dieser verbot dem Huß zu predi¬ 
gen. Das hieß ihm an die Seele greifen. Er erklärte, man 
müsse Gott mehr als dem Papste gehorchen; er sey zum Hirten 
seiner Gemeinde eingesetzt, und werde diese lehren, so lange er 
könne. Die Parteien erhitzten sich immer mehr. Je mehr An¬ 
hänger Huß durch seine freimüthigen Predigten gewann, desto 
heftiger tobte der Erzbischof gegen ihn, und bot alle Mittel auf, 
ihn aus Prag los zu werden. Aber lange war dies vergebens. 
Zwar erschien eine päpstliche Bulle, welche ihn in den Bann that; 
doch machte sich Huß nichts daraus, so lange ihn der König 
schützte, und selbst dem Befehle des Papstes nach Rom zu kom¬ 
men, und sich dort zu rechtfertigen, gehorchte er nicht, weil er 
wohl wußte, daß man ihn dort ins Gefängniß werfen und ver¬ 
brennen wollte. Endlich belegte der Erzbischof die Stadt so lange 
mit dem Interdictáis Huß in derselben wohnen würde, d.k. es mußten 
alle kirchlichen Verrichtungen ruhen; es wurde keine Predigt, keine 
Messe, kein Abendmahl gehalten; die neugebornen Kinder blieben 
ungetauft, die Gestorbenen unbeerdigt liegen; die Glocken wurden 
nicht geläutet, und keine Trauung fand statt. Das half. Huß 
erklärte, er wollte nicht Ursach seyn, daß die Stadt Alles dies ent¬ 
behre, und — ging fort. Er begab sich nach seinem Geburts¬ 
orte, und predigte hier und auf den umliegenden Dörfern häufig, 
auf Feldern, Kreuzwegen und zwischen den Zäunen, und eine 
Menge Menschen strömte herbei, den berühmten Meister aus Prag 
und seine neue Lehre zu hören. 
Da hörte Huß von dem Concilium, welches der Kaiser nach 
Costnitz ausgeschrieben hatte. Geschwind bat er den Kaiser, doch 
dort auch seine Sache von den ehrwürdigen Vätern entscheiden 
zu lassen; denn er war von der Wahrheit seiner Lehre fest über¬ 
zeugt. Er versah sich mit einem Zeugniß von dem neuen Erz¬ 
bischöfe von Prag: daß dieser nie eine falsche, von dem Worte 
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