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VI. Beschreibungen und
Schilderungen.
139. Der IrttHtirrg.
Neu verjüngt wird die Natur nach dem Abzug des rauhen
Winters. Die eisige Kälte schwindet, der tobende Sturm legt sich,
und hervor tritt in heiterem Glanze der lange ersehnte Frühling.
Da schmilzt der Schnee, der die trauernde Erde mit einem Totem
gewande verhüllte; die Eisdecke zerrinnt, welche die Bäche und Flüsse
überzog, und liebliche Frühlingswärme ruft uns hinaus, die Wonne
zu genießen, welche der gütige Schöpfer von neuem über die Erde
ausgoß. In frischem Grün prangen die Wiesen, und viele Blumen,
die Erstlinge der wiedererwachten Natur, erfreuen uns schon durch
ihren lieblichen Anblick und schmücken von neuem die Fluren.
Die Felder füllen sich mit fleißigen Arbeitern, die beschäftigt sind,
ihre Äcker zu bestellen. Überall weicht öde Stille reger Tätigkeit.
Vergnügt treibt der Hirt seine Herde hinaus auf den grünen
Teppich der Wiesen, und munter springt sie umher, sich freuend
des lange entbehrten Genusses. Auf freien Plätzen sammelt sich
der Kinder muntre Schar zu geselligen Spielen; auch sie fühlt
neues Leben, neue Wonne; auch sie mischt ihren Jubel in die
Lobgesänge der Natur. Jetzt kehren auch die Singvögel heim,
welche der rauhe Winter in wärmere Gegenden verscheucht hatte.
Hier schwingt sich die Lerche zum Himmel empor und erfüllt die
Luft weit umher mit ihren melodischen Trillern, dort, an: murmelnden
Bache und im dichten Gebüsche, läßt die Nachtigall ihr seelenvolles
Lied erschallen. Auch wenn der Abend längst schon auf die Fluren
sich herabgesenkt hat, erfreut uns noch ihr entzückender Gesang.
140. Kinder im Garten.
Sieh doch, wie emsig die beiden Kinder im Garten dort
arbeiten ! Der Knabe hat seinen blauen Gürtel geschürzt und