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digung auf. Zlber beide Nationen waren eben aus Handelsneid 
eifersüchtig auf einander, arbeiteten einander stets entgegen, und 
was sie auch Nützliches anordneten, wurde wieder von den Grie¬ 
chen, die ihnen die Gunst des Kaisers beneideten, vereitelt. Den¬ 
noch wurden die ersten Stürme der wüthenden Türken abgeschla¬ 
gen; denn die Griechen strengten die letzten Kräfte an, da sie 
für ihre ganze Existenz stritten, und wer weiß, ob sie nicht, wenn 
sie einig gewesen waren, endlich die Türken zurückgetrieben hat¬ 
ten. Als aber Muhamed die Verwirrung sah, die auf den 
Mauern der Stadt herrschte, ließ er noch einmal ansetzen, und 
— die Janitscharen erstürmten die Mauern und drangen ein. 
Was sich ihnen in den Straßen widersetzte, wurde niedergemetzelt. 
Unter den Getödteten fand man auch den Kaiser Constantin. 
Sein Leichnam war im Gedränge so zertreten worden, daß man 
ihn nur an seinen goldenen Sandalen erkannte. Dieselben Gräuel 
wurden nun in der unglücklichen Stadt begangen, wie bei der 
Eroberung von Jerusalem durch die Kreuzfahrer. Die Religionswuth 
der Türken suchte Alles, was an die christliche Religion erinnerte, 
zu zerstören oder zu entweihen. Die Bildsäulen der Heiligen wur¬ 
den zerschlagen, Mönche und Nonnen gemißhandelt, Klöster zer¬ 
stört, Kirchen zu Pferdeställen, Altardecken zu Pferdedecken ge¬ 
macht. Gern hatte Muhamed diesem Uebermuthe gewehrt; aber 
er vermochte nicht, der ersten -Siegeswuth seiner Janitscharen 
Einhalt zu thun. So viel er konnte, schützte er die herrlichen 
Ueberreste des Alterthums. In die Sophienkirche ging er selbst 
hinein, und ließ sie zum muhamedanischen Gottesdienste einrich¬ 
ten. Vierzigtausend Griechen sind bei der Einnahme der Stadt 
erschlagen worden. Von ihren Häusern nahmen nun die Türken 
Besitz, und die noch lebenden Griechen wurden die Unterthanen 
des Sultans, aber bis auf unsere Zeit von den Türken mit em¬ 
pörender Härte behandelt. Wie leicht hätten die abendländischen 
Fürsten das griechische Kaiserthum retten können, wenn sie ihm 
ernstlich zu Hülfe gekommen wären! So zerstört aber Zwietracht 
das Glück der Staaten, wie die Ruhe einzelner Familien! 
75. Albrecht II. 1437. — Friedrich III. 1439. 
Siegmund, der 1437 gestorben war, hatte keinen Sohn
	        
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