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leicht ein Schiff von Amerika nach Spanien gehabt; denn man 
wußte damals noch nicht, daß man, um günstigen Wind zu ha¬ 
ben, erst nördlich über den Wendekreis, und dann erst östlich 
fahren müsse. Ein ganzes Vierteljahr brachte das Schiff unter¬ 
wegs zu; fast alle Lebensmittel waren bereits verzehrt. Schon 
wollten die Spanier die armen Indianer schlachten und verzehren, 
als man endlich am 14. Junius 1497 Cadiz erreichte. 
Columbus reiste sogleich nach Hofe, zeigte, wie das erste 
Mal, die mitgebrachten Menschen und Sachen vor, und hatte die 
Freude, zu sehen, daß man nur ihm, nicht aber seinen boshaften 
Feinden, glaubte. Er wurde mit neuen Ehren und Vortheilen 
überhäuft; ja der König wollte ihm gar ein Herzogthum auf 
Haiti schenken, was er aber, um nicht noch mehr Neid zu erre¬ 
gen, wohlweislich ausschlug. Zugleich erhielt er das Versprechen, 
daß für ihn gleich eine neue Flotte ausgerüstet werden sollte, mit 
welcher er nach Haiti zurückreisen könnte, um auf neue Entdeckun¬ 
gen auszugehen. Aber mit der Ausrüstung dieser Flotte ging es 
unerträglich langsam; denn die königl. Schatzkammer war, wie 
gewöhnlich, fast ganz leer, und die Beamten, an die Columbus 
gewiesen war, waren ihm spinnefeind, und hielten ihn absichtlich 
recht lange hin. Endlich nach fast einem Jahre, welches ihm 
eine Ewigkeit dünkte, waren die 8 Schiffe, die für ihn bestimmt 
waren, fertig. Außer den vom Könige besoldeten Handwerkern, 
Künstlern und andxrn nöthigen Personen, sollten 500 Freiwillige 
mitgehen. Aber so Viele sich vor fünf Jahren zugedrangt hat¬ 
ten, so Wenige fanden sich jetzt, die Lust zeigten, nach der neuen 
Welt zu gehen. Die zurückgekehrten Spanier hatten eine so ab¬ 
schreckende Beschreibung davon gemacht, und die Mühseligkeiten 
so vergrößert, daß nur sehr Wenige sich meldeten. Da nahm 
man denn zu einer sehr verderblichen Maßregel seine Zuflucht. 
Es wurde den Gerichten befohlen, alle Verbrecher, die zur Ver¬ 
weisung aus Spanien, oder zur Arbeit in den Bergwerken ver- 
urtheilt waren, auf die Flotte zu schicken, um ihre Strafzeit in 
Indien abzudienen. Dadurch kam eine Menge schlechtes Ge¬ 
sindel dahin, welches dem Columbus nachher das Leben so sauer 
machte. 
Am 30sten Mai 1498 trat Columbus seine dritte Reise 
an. Dies Mal hielt er sich noch südlicher, in der Hoffnung, neue
	        
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