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hat. Seine Thaten, und noch mehr sein stilles Wirken, sielen wie 
erleuchtende Blitzstrahlen in das Dunkel der Unwissenheit und des 
Aberglaubens jener Zeit. 
Sein Vater war Pipin der Kleine, seine Mutter hieß Bertha. 
In Aachen wurde er geboren. Wild, ohne Unterricht wuchs er 
auf; denn man meinte damals, nur Mönche brauchten lesen und 
schreiben zu können; für Könige sey dies unnütz und so hat er, 
denn erst späterhin als mächtiger König schreiben gelernt, also ein 
lebendiger Beweis, daß es keine Schande ist, etwas nicht zu wis¬ 
sen, aber eine große, nichts lernen zu wollen. Eilf Jahre war 
er alt, als der heilige Vater aus Rom an den Hof Pipins kam. 
Stephan II., so hieß er, war von den Longobarden aus Rom ver-, 
trieben, und machte sich selbst auf, um den mächtigen Pipin um 
Hülfe zu bitten. Dreißig Meilen mußte der Knabe Karl dem ehr¬ 
würdigen Manne entgegenreisen; mit Ehrfurcht empfing er ihn, und 
führte ihn bis an die Mosel, wo Pipin damals Hof hielt. Er 
war Zeuge, als der alte Mann, das weiße Haupt mit Asche be¬ 
streut (so geziemte es einem Bittenden), sich vor Pipin auf die 
Erde niederwarf und flehentlich sein Gesuch anbrachte. Da¬ 
mals mochte er sich im Herzen geloben, künftig auch ein Beschü¬ 
tzer der Kirchen und der Geistlichkeit zu werden, und er ist es 
auch geworden. Der Papst weihte ihn damals mit seinem Bru- 
. der Karlmann durch feierliche Salbung zum König der Franken 
ein. Auch fremde Gesandte aus Constantinopel und dem Mor¬ 
genlande sah Karl zuweilen am Hofe seines Vaters, und lernte 
von ihnen fremde Länder kennen. Ein solcher Gesandter brachte 
aus Griechenland eine Orgel mit, die erste, die man im Abend¬ 
lande sah. 9 
Als sein Vater Pipin starb, war er erst 26 Jahre alt; aber 
er griff die Geschäfte gleich mit solcher Geschicklichkeit an, als 
wenn er im Regieren schon grau geworden wäre. Das ist allen 
den großen Männern eigen, die zu großen Dingen bestimmt sind, 
daß sie sich ohne vorhergegangene Uebung gleich in Alles zu fin¬ 
den wissen. Nur die drei ersten Jahre regierte er mit seinem 
Bruder Karlmann; dann starb dieser, und überließ dadurch 
Karin das ganze große Reich, welches damals fast ganz Frank¬ 
reich und den ganzen westlichen Theil von Deutschland umfaßte. 
Es ist zu bedauern, daß Karl, dessen Gemüth keineswegs 
Weltgeschichte für Töchter. II. 2
	        
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