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ihm ein sehr großes steinernes Gebäude für sich und sein- Spa- 
nier an. 
Das Erste war, daß Cortez dieses bestmöglichst befestigte, 
die Kanonen auffuhr, und den Soldaten Wachsamkeit anbefahl. 
Noch an demselben Abend machte ihm der Kaiser einen Besuch, 
und erwähnte einer alten Sage, daß vor Jahrhunderten der 
Stifter des mexikanischen Reiches nach Osten gegangen sey, mit 
der Versicherung, es werde in späten Zeiten ein Volk, welches 
von ihm abstamme, aus dem Osten kommen, und Mexiko erobern. 
„Ja- ja!" siel Cortez ein, „so ist es auch! Wir Spanier sind 
dieses Volk, welches von eurem Ahnherrn abstammt." — Dann 
'schilderte er ihm die Macht des Königs von Spanien und seine 
Milde. Er habe, vermöge der erwähnten Abstammung, ein 
Recht auf ganz Mexiko, aber er sey zufrieden, mit den Mexika¬ 
nern in Handelsverbindung zu treten, und habe dazu ihn, den 
Cortez, abgesendet. Am folgenden Tage machte Cortez dem Kai¬ 
ser einen Gegenbesuch. Sie unterredeten sich lange, aber von 
einer Veränderung der Religion, welche Cortez ihm zumuthete, 
wollte er nichts wissen, indem er wiederholt erklärte: seine Götter 
wären für Mexiko gut, so wie die spanischen für die Oerter, wo 
sie verehrt würden. Dann führte er seinen Gast in der Stadt 
umher, und zeigte ihm vor Allem einen schönen, großen Tempel. 
Als Cortez mit seinen Spaniern auf dem hohen Dache desselben 
stand, von wo man eine weite Aussicht über die große Stadt 
und die umliegende Gegend genoß, waren sie Alle in stummes 
Entzücken über den Anblick des herrlichen Panorama's versunken, 
welches vor ihnen ausgebreitet da lag. Nach langem Schweigen 
rief Cortez, zu seinen Ofsi'cieren gekehrt, aus: „Wiegt nicht ein 
Blick auf dieses Paradies alle erduldeten Mühseligkeiten auf?" — 
Und von dieser Minute stand der Entschluß, Mexiko zu erobern, 
fest in seiner Seele. 
Die Lage der Spanier war hier sehr sonderbar. Sie befan¬ 
den sich mitten in einem fremden Reiche, ja mitten in einer gro¬ 
ßen Stadt, ohne alle Verbindung mit ihrem Vaterlande, umge¬ 
ben von einem zahlreichen Volke, dem sie nicht trauen durften. 
Montezuma stellte sich zwar sehr freundlich, aber wer konnte wis¬ 
sen, wie er es meinte? Vielleicht hatte er sie nur deshalb so ohne 
Widerstand in die Stadt gelassen, um sie desto sicherer zu ver-
	        
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