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Mitte der Terrasse führt eine Freitreppe nach dem breiten Hauptweg, der
den Garten durchschneidet und von gleichlaufenden, wohlgeschnittenen Rasen¬
flächen begrenzt wird, auf denen spitzkegelförmig verschnittene Zypressen an¬
gepflanzt sind. In diesem Mittelraume fallen die eigenartigen Spring¬
brunnen auf. Breite Seitenwege, die mit kugelförmig geschnittenen Lorbeer-
bäumchen besetzt sind, führen von rechts und links nach dem Mittelpunkte
des Gartens, dessen Hintergrund allmählich ansteigende Terrassen bilden,
die durch einen säulenreichen Pavillon ihren Abschluß finden.
Der Platz zwischen den gut gepflegten Sandwegen zerfällt in kleinere
Abteilungen, die von lebendigen, beschnittenen Hecken von 2—3 m Höhe
eingeschlossen werden. Auch die zirkusähnlichen Rundbaue bestehen aus
Heckensträuchern und sind von ähnlich gehaltenen Gebüschen, Kulissen und
Einfassungswänden umzogen. Den Linien der Seitenwege folgen niedrige
Hecken, welche so beschnitten sind, daß sie völlig runde Taxusköpfe oder
schachfigurenähnliche Strauchgebilde in genau abgemessenen Abständen auf¬
weisen. Während zwischen den Hecken am Rande sich kurz gehaltene, schräg
ansteigende Rasenflächen ausdehnen, erhält der ganze vordere Teil des
Gartens einen ebenmäßigen Abschluß durch dichte Reihen stumpfkegelförmig
verschnittener Buchen, zwischen denen auf der einen Seite das zierliche
„Feigenhaus", auf der anderen das ganz gleichgebaute Orangeriegebäude
hervorleuchten.
Im Vordergarten gewahren wir auch eine Anzahl marmorner und
gegossener Statuen, welche entweder die vier Jahreszeiten sinnbildlich dar¬
stellen oder Gestalten aus der griechischen und römischen Götterwelt vor¬
stellen sollen.
4. Oie Großstadt jener Tage: Berlin. Wer damals eine große
Stadt sehen wollte, der mußte nach Berlin reisen. Hier konnte er große
und schöne Gebäude beobachten, aber auch mancherlei, was dem Fremden
nicht gefiel. „Unsere Straßen," so heißt es in einer Beschreibung Berlins
damaliger Zeit, „sind so unregelmäßig und schlecht gepflastert, daß jeder
Fremde, wenn er nur wenige Stunden umhergeht, über Schmerzen in den
Fußsohlen klagt. Berg und Tal wechseln, besonders auf dem Bürgersteige,
miteinander ab, und man läuft an dunkeln Abenden Gefahr, zu stürzen
oder ein Bein zu brechen. In der Mitte der Straßen befinden sich große
Vertiefungen, und die Steine stehen oft weitläufig auseinander, so daß
bei dem unbedeutendsten Regen sogleich ein fast undurchdringlicher Kot ent¬
steht, der jeden Augenblick dem Vorübergehenden das Durchkommen erschwert.
An öffentlichen Gebäuden liegen tote Tiere und allerlei Schmutz in Menge,
so daß die Luft verpestet und für das Auge Ekel erregt wird. Das
Pflaster ist so elend, als man es sich nur denken kann; wenn es geregnet
hat, so weiß man in vielen Gegenden nicht, ob man sich in einer Stadt
oder in einem Dorfe befindet. Jeden Augenblick stößt man sich entweder
an einem hervorstehenden Steine, oder man fällt in ein Loch. Will man
abends zu Fuße gehen, so muß man das Pflaster ganz genau kennen. An