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schen vier Mauern leben, ohne zu murren; denn so lange Sie 
unverändert mir zugethan bleiben, giebt es für mich keine wahre 
Kränkung." Wer sollte nach solchen Versicherungen nicht glau¬ 
ben, daß die Freundschaft ewig gewährt haben würde? — Erst 
als die Königin Maria gestorben war, söhnte sich Wilhelm wieder 
mit seiner Schwägerin aus. 
Als nun der spanische Erbfolgekrieg ausgebrochen war, wurde 
Marlborough nach dem festen Lande geschickt, um an der Spitze 
der Engländer und Holländer die Franzosen anzugreifen, wah¬ 
rend Prinz Eugen in Italien dasselbe that. Dieser Eugen 
gehörte zu den seltensten Männern. Im Felde that es ihm Kei¬ 
ner an Ruhm zuvor; er war unerschöpflich in Auffindung von 
Hülfsmitteln, den Feind zu schwächen; während er, keine Furcht 
kennend, jeder Gefahr Trotz bot, blieb er zugleich mitten im 
Schlachtgewühl so ruhig und besonnen, als an seinem Studier¬ 
tische, und gab es keinen Krieg, so diente er seinem Kaiser 
durch seine Talente als Staatsmann. Was ihm aber die größte 
Ehre machte, war, daß seine großen Tugenden durch kein La¬ 
ster, keine fehlerhafte Leidenschaft befleckt wurden. Er wurde 
nur von einer Leidenschaft bewegt: überall, wo er konnte, Gu¬ 
tes zu stiften, und darauf wandte er seine ganze Thätigkeit und 
seine ganze Zeit. — Sein Vater war ein Graf von Soissons, 
und stammte aus dem Hause Savoyen. Seine Erziehung er¬ 
hielt er in Frankreich, wo sein Vater Statthalter der Cham¬ 
pagne war. Wegen seiner Kleinheit und Schwächlichkeit wurde 
er zum geistlichen Stande bestimmt; aber dazu hatte er gar keine 
Lust, und immer lag ihm das Soldatenwesen im Sinn. Als 
er erwachsen war, bat er Ludwig XIV. um ein Regiment; der 
aber klopfte ihm lächelnd auf die Schulter, und rieth ihm, doch 
nicht an so etwas zu denken. Das kränkte ihn; er verließ 
Frankreich, und bot dem Kaiser Leopold I., Ferdinand III. 
Sohn, seine Dienste an. Diese wurden freudig angenommen, 
und schon im ersten Feldzuge zeichnete er sich so aus, daß ihm der 
Kaiser ein Regiment anvertraute. Als Louvois von seinen Thaten 
hörte, sagte er ärgerlich: „Gut! der soll gewiß nie wieder in sein 
Vaterland zurückkommen!" Eugen, der dies erfuhr, äußerte: „Ganz 
gewiß werde ich, ihm zum Trotz, zurückkommen;" und wirklich stand 
er wenige Jahre darauf mit einem kaiserlichen Heere in Frankreich.
	        
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