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genug, tue Herzogin aus der Gunst der Königin zu verdrängen. 
Eine heftige Scene, in welcher die Herzogin ihr in Gegenwart 
der Königin ihre Undankbarkeit vorwarf, trug nicht dazu bei, 
Annen mit ihr auszusöhnen. Kaum wurde bei Hofe dies Miß- 
verstandniß bemerkt, als Alle, die bisher dem Hause Marlborough 
seinen großen Einfluß beneidet hatten, sich vereinigten, die Kö¬ 
nigin noch mehr gegen die Herzogin einzunehmen. Jedes ihrer 
Worte wurde übel gedeutet, und wenn sie mit Anna zusammen¬ 
kam, war die Unterhaltung geschraubt, und Beide waren froh, 
wenn sie beendigt war. Marlborough's Herz litt dabei unbe¬ 
schreiblich, da er seine Frau so unaussprechlich liebte, und alle 
Triumphe, die er im Felde über die Franzosen erfocht, konnten 
ihn für den Verlust des innern Friedens nicht entschädigen. Er 
sehnte sich nach einem ruhigen, ungestörten Familienleben. Die 
Herzogin kam nur noch selten nach Hofe; ihr Briefwechsel 
dauerte zwar fort, aber in einem beißenden, spöttischen Tone. 
Die Empfindlichkeit der Königin wurde von der schlauen Ma- 
sham zu wüthendem Hasse angeblasen. Vergebens suchte sich 
, die Herzogin mit der Königin zu verständigen; der Versuch siel 
so übel aus, daß es zum völligen Bruche kam. Nach einem 
sehr heftigen Wortwechsel kamen sie persönlich nicht wieder zu¬ 
sammen, und auch der schriftliche Umgang hörte bald ganz auf. 
Wie vielen Kummer hatte die Herzogin sich und ihrem Gatten 
ersparen können, wäre sie nicht so herrschsüchtig gewesen, und 
hatte sie sich nicht in Dinge gemischt, die nicht zum Wirkungs¬ 
kreise einer Frau gehören! 
Alle Freunde Marlborough's wurden nun von ihren Aem- 
tern entfernt, und diese seinen entschiedenen Feinden gegeben. 
Um jeder Unternehmung willen mußte er, der bisher das Schrecken 
der Franzosen gewesen war, erst bei Hofe anfragen, und ehe 
die Antwort eintraf, war oft der günstige Zeitpunkt vorüber 
Er mußte oft die bittersten Kränkungen erfahren. Die bitterste 
war die, daß seiner Frau ihre Hofamter abgenommen wurden. 
Zwar suchte sie durch einen demüthigen Brief den Schimpf ab¬ 
zuwenden; aber die Königin antwortete: ,,Das ist jetzt zu spat; 
an meinem Entschlüsse ist nichts mehr zu andern." Selbst eine 
fußfällige Bitte des Herzogs erweichte die Königin nicht. Aber 
nun zeigte die Herzogin, daß der Mensch das Unglück leichter 
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