Contents: Lehrbuch der Geschichte für realistische Mittelschulen

Bayern unter Max III. und Karl Theodor. 271 
sei. Da mit ihm der Mannesstamm Ludwigs des Bayern ausstarb, 1777 
folgte nach dem seither wiederholt erneuerten Kausvertrag von Aavia 
der Vertreter der Pfälzer Linie (siehe Stammtafel), nämlich 
Karl Theodor (1778—1799). Weil dieser aber gleichfalls ohne ^7 
erbberechtigte Nachkommen war und nur ungern seinen bisherigen Wohnsitz 
Mannheim mit München vertauschte, ging er bereitwillig auf die 
Pläne Kaiser Josephs II. ein, der die Gelegenheit benutzen wollte, um 
den Bayernstamm unter einem Herrscherhaus zu vereinigen und sich da- 
durch für den Verlust Schlesiens zu entschädigen. Einstweilen besetzte 
er Niederbayern und Teile der Oberpfalz. Gelang dies, so konnte der 
Rest gegen Entschädigung des derzeitigen Inhabers nachfolgen. Doch 
Friedrich der Große wollte diese Machterweiterung Österreichs nicht 
dulden und ermutigte deshalb die Vertreter der nächstberechtigten Pfälzer 
Linie Zweibrücken-Birkenfeld, gegen die Schmälerung ihres zu- 
künftigen Erbes Verwahrung einzulegen. Als die letztere von Joseph II. 
nicht beachtet wurde, rückte Friedrich II. in Böhmen ein und eröffnete 
den bayerischen Kröfotgekrieg 1778/79. Da indes weder der „Alte 
Fritz" noch die gleichfalls alternde Maria Theresia den Rest ihrer Tage 
durch Erneuerung des ehemaligen Kriegselends- trüben wollten, so schloß 
man, ohne daß es zu ernsten Kämpfen gekommen wäre, den Irieden 
von Feschen (im östlichen Teile von Österreich-Schlesien), in welchem 1779 
sich Österreich mit dem sog. Jnnviertel (zwischen Inn, Salzach und 
Donau) begnügte. 
Nach dem Tode seiner Mutter suchte Kaiser Joseph seine Absichten 
auf dem Wege eines Ländertausches zu erreichen. Er bot dem 
Kurfürsten Karl Theodor und dessen Erben gegen Abtretung des rechts- 
rheinischen Bayern die österreichischen Niederlande an. Diese hätten 
sich mit den rheinischen Besitzungen (Pfalz, Jülich, Berg) zu einem 
„Königreich Burgund" vereinigen laffen (vgl. die Bestrebungen Karts 
des Kühnen). Aber die Birkenfelder wollten ihr uraltes Stammland 
nicht preisgeben, zumal Belgien, auf das seit langem Frankreich ein 
begehrliches Auge geworfen hatte, ein sehr unsicherer Besitz gewesen wäre. 
Deshalb wandten sie sich wiederum an Friedrich den Großen und 
dieser rettete die Selbständigkeit Bayerns abermals, indem er durch die 
Stiftung des Deutschen Iürstenöundes den Kaiser zur endgültigen 1785 
Aufgabe seiner Pläne zwang. _ 
Mußten solche Vorgänge auch eine gewisse Entfremdung zwischen Bayerns 
Fürst und Volk herbeiführen, so war doch die Regierung Karl Theodors fvr 
die Wohlfahrt des Landes nicht ohne günstige Bedeutung. Die wirtschaft- 
lichenBestrebungen Maximilians III. wurden fortgesetzt, Kleebau, Bienen-
	        
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