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Evangelischen dieselbe Gere^tigkeit vor dem Nekchskammergericht 
zu bewilligen, als die Katholiken bisher allein genossen hatten, 
und einen Reichstag zu verheißen, auf welchem endlich einmal 
die Neligionszwistigkeiten ausgeglichen werden sollten. Das ge¬ 
schah auch 1555 in Augsburg, wo der sogenannte Re li¬ 
gio ns fríe den geschlossen wurde. Darin erhielten die Prote¬ 
stanten im ganzen Reiche freie Religionsübung. Weder sie noch 
die Katholiken sollten einander zum Uebertritt zu verleiten 
suchen. Kein Landesherr sollte seine Unterthanen zu einer andern 
Religion zwingen wollen, sondern ihnen das Auswandern er¬ 
lauben. Wie sauer wurde es nicht unfern Vorfahren gemacht, 
das zu erringen, dessen wir uns so ungestört zu erfreuen haben: 
die Freiheit, nach unsrer Ueberzeugung Gott und Iesum zu ver¬ 
ehren! —- 
Der tapfere Moritz erlebte diesen Religionsfrieden leider 
nicht mehr. Ein wilder Mensch, der Markgraf Albrecht von 
Brandenburg, hatte schon lange in Deutschland vielen Unfug 
getrieben, siel bald diesem, bald jenem Fürsten ins Land, und 
führte auf eigene Hand mit Jedermann Krieg. Dem Unwesen 
mußte endlich gesteuert werden. Moritz ging mit einigen andern 
Fürsten auf ihn los, und traf ihn in der lüneburger Heide, beim 
Dorfe Sievershausen. Schnell griff er ihn an, und warf 
ihn in die Flucht. Aber er wurde tödtlich verwundet; ein Schuß 
traf ihn durch den Leib, so daß er zwei Tage darauf starb. 
An ihm verloren die Evangelischen eine starke Stütze. Er starb 
fromm, wie er gelebt hatte. Als er seinen Tod nahe fühlte, 
sprach er mit gen Himmel gerichteten Augen: „Herr Gott 
Vater, weil du gesagt hast, aller Menschen Namen seyen im 
Himmel geschrieben, und ich auch ein Mensch bin, hoffe derhal- 
ben ungezweifelt, mein Name sey auch geschrieben. Auch weil 
du gesagt hast, wir seyen Alle deine Kinder und Erben, so 
bitte ich durch Iesum Christum, wollest mir gnädig seyn, und 
mich einen Miterben seyn lassen, und meinen Geist in deine 
gnadenreiche Hand durch Iesum Christum nehmen." Mit diesen 
Worten verschied er sanft. 
f 85. Karls V* letzte Jahre. 
Seit der durch Moritz erlittenen Demüthigung hat Kaiser 
mi
	        
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