Full text: [Theil 2, Abth. 1] (Theil 2, Abth. 1)

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eine Wohlthat erwiesen hatte, und oft hörte man ihn 
sagen: von eines Kaisers Throne muffe niemand traurig 
Weggehen. Nicht nur, daß er die Angeber freyer Mei¬ 
nungen nicht anhörte, er bestrafte sie sogar, und verwies 
sie in's Exil. Begnadigen war sein Vergnügen: er ver¬ 
zieh eine gegen ihn gestiftete Verschwörung. Das Volk 
erkannte das so dankbar, daß es ihn „die Liebe und Luft 
des menschlichen Geschlechtes" nannte. — Wirklich schien 
sich aber auch alles Ilnglück in die kurze Periode seiner 
Negierung zusammenzudrangen. Ein ungeheures Erdbe¬ 
ben, verbunden mit fürchterlichen Ausbrüchen des Ve¬ 
suvs, verwüstete ganz Campanien, und versenkte zwey 
Städte, Herculanum und Pompeji, in die Tiefe 
der Erde (23. Aug. 79). Eine verheerende Pest richtete 
unzählige Familien zu Grunde, und eine schreckliche Feu¬ 
ersbrunst legte die schönsten Gebäude Noms in Asche. 
Der menschenfreundliche Kaiser half überall mit seinem 
ganzen Vermögen; ja er wollte lieber seine Kostbarkeiten 
verkaufen, als dem Lande deshalb eine neue Steuer auf- 
legen. — Auch durch ein herrliches Werk der Baukunst 
stiftete sich Titus ein zumTheil noch vorhandenes Denk¬ 
mahl. Es war eine Reihe trefflicher Gebäude, die Bä¬ 
der des Titus genannt. Bey der Einweihung dersel¬ 
ben zog er sich ein hitziges Fieber zu, an welchem er 
starb (13. Sept. 81). 
Sein ihm ganz unähnlicher Bruder Domitian 
bestieg den Thron. Er war ein vollendeter Despot, und 
grausam wie Nero. Er stützte seine Herrschaft auf das 
Kriegsvolk, das er um ein Viertheil höher besoldete, und 
deckte die Ausgabe durch Herstellung der Majeftätsgerich- 
te. Unter seiner Negierung erlitt das Römische Reich von 
außen den heftigsten Stoß; die Einfälle der Slavifchen 
Völker aus dem heutigen Ungarn und Böhmen liefen 
nähmlich so unglücklich ab, daß Domitian den Frieden 
mit den Da eiern schimpflich erkaufen mußte (90). Sein 
Blutdurst stieg immer höher, und täglich brachte er dem-
	        
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