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Jünglingen, die ihn bald in ihre wilde Lebensart einweihs
ten, aufwachsen zn lassen; und es blieb ihr nichts übrig,
als die täglich zunehmende Wildheit und die Ausschwei¬
fungen ihres Sohnes zu beweinen, die ihn auch nach
wenigen Jahren ins Grab stürzten (624). Nun vermählte
sich die Kdniginn auf den Rath des Kaisers Justinian mit
einem Enkel von Theodorichs Schwester, Theodat,
einem zwar gebildeten, aber habsüchtigen Manne, der
bisher als ein reicher Güterbesitzer in Tuscien manche Un¬
gerechtigkeit geübt und mit seinen Nachbarn in beständi¬
gem Streite gelebt hatte. Auch jetzt genügte ihm die
Scheinherrschaft nicht, und bald wurde die Kdniginn
Italiens auf Befehl desjenigen, den sie erhoben hatte,
eingekerkert, und, ungeachtet der Verwendung des By¬
zantinischen Hofes, nach kurzem Verhaft erdrosselt (535).
Sofort erklärte Justinian, als Amalasunthens Rächer,
den Krieg, und schickte zwey große Heere gegen die Go¬
then. Mit dem einen mußte Mundus in Dalmatien
einfallen, wo er die Feinde schlug und Salona einnahm.
Mit dem andern, nur 7000 Mann stark, ging Belisar
unter Segel. Er landete in Sicilien, eroberte diese In¬
sel, durch die Zuneigung der Eingebornen begünstigt, in
kurzer Frist, und hielt am letzten Tage des Jahres 535
seinen Einzug in Syracus. Des Königs eigner Neffe,
Ebremuth, der mit einem Heerhaufen bey Rhegium
stand, ging zu den Byzantinern über, worauf sich Beli-
far nach Italien einschiffte. Theodat, furchtsam und wan-
kelmüthig, hatte einen mit den Griechen geschlossenen Ver¬
trag der Abdankung unterzeichnet, denselben gebrochen,
und auf die Nachricht von Belisars Landung sein Heil
inner den Mauern Roms gesucht. Die Gothen (die be¬
reits den Mundus geschlagen und Salona wieder erobert
hatten) empörte solcher Kleinmuth, sie entsetzten ihn des
Reichs und erhoben auf ihren Schilden Vitiges, einen
tapfer« Kriegsmann. Theodat siel auf der Flucht unter
den Streichen eines Gothen, den er persönlich beleidigt