Full text: Die Geschichte der Deutschen

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cheri; hinter ihm her zischte der Hohn der ver¬ 
bundenen Städte. 
Während dieß in Italien vorgtng, lag Her¬ 
zog Heinrich der Löwe zu Feld gegen die Wen¬ 
den, und nachdem er alles Volk bezwungen, 
führte er dessen Fürsten Werrislaus in Keilen 
mit sich haim (im I. Jioo). Dieser aber 
schrieb aus dem Gefangntß an seinen Bruder 
Priebtslaus: „Siehe, ich bin dein Bruder, 
und liege hier gefangen in schweren, eisernen 
Banden; unser Vater ist leider tod, und ich 
zähle Tage und Stunden und hoffe immer, ich 
werde wieder los kommen, aber die brüderliche 
Liebe ist in dir gar verloschen; du führest ein 
prächtig herrliches Leben, ich aber bin verlassen 
in meinem Elend. t O wenn du in solchen Nö¬ 
then wärest, ich hätte keine Nacht können schla¬ 
fen, Leibund Leben hätt' ich für dich gelasten." 
Durch diese.Worte erschüttert, lehnte sich der 
Fürst Priebislaus von Neuem auf, aber Hein¬ 
rich der Löwe zog über ihn mit großer Gewalt, 
und ließ, da er sich in die Feste Nalkow ge, 
worfen hatte, den Bruder vor seinen Augen auf¬ 
henken. Die Slavcn wurden niedergeworfru 
und die Teukschen zeigten in der Behandlung 
der unglücklichen Völkerschaft die wilde Rohheit 
des Zeitalters. 
Durch seinen Uebermuth war Heinrich aber 
auch vielen teukschen Fürsten zu nahe getreten 
und hatte ihre Eifersucht und ihren Haß erregt, 
so daß der Kaiser bet seiner Ankunft in Teutsch- 
land die Fürsten in einer sehr gefährlichen Span¬ 
nung antraf. Da ihm damals vor Allem die 
italianischen Angelegenheiten am Herzen lagen, 
so suchte er eifrigst eine Vergleichung der Für¬ 
sten zu Stande zu bringen, die ihm auch ge¬ 
lang. Dagegen konnte er den übermülhigen
	        
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