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I. J20Ö), von dort nach Thüringen (1201 und
1202) versetzt. Philipp behielt im Allgemeinen
die Oberhand, die ihm aber das Vermögen sei-
ncs Hauses kostete. Ais er kein Geld mehr
hatte, um seinen Kricgsleuten Sold zureichen, ver¬
schleuderte er die von seinen Vorfahren in Schwa¬
ben erworbenen Güter als Lehen. Die Fürsten
und Dynasten hielten es in dieser Zeit der Ver¬
wirrung je nachdem ihr Vorrheil es heischte,
bald mit diesem bald mit jenem, und khaten
ungestraft ihres Herzens Geliehen und Gelüsten.
Der Handel sank, weil cs an öffentlicher Si¬
cherheit gebrach, und der Verkehr durch die vie¬
len neu - aufkommenden Zölle in aller Weise ge¬
hemmt wurde.
Philipp, den seine Zeitgenossen zwar ein¬
stimmig als einen gewandten, leutseiigcn Herren
-» schildern, der aber in seinem ganzen Handeln
eben keine Strenge der Grundsätze zeigt, bedien-
te sich endlich eines sonderbaren Mittels, seine
Gegner zu versöhnen. Dem Papst ließ er eine
Heurath zwischen dessen Nepotcn, Richard, Gra¬
fen von Luscien und seiner Tochter ankragen;
Jnnocenz IU. ging auch diesen Vorschlag ein,
und entband des Kaiser des Bannes, sah sich
aber schmählich überlistet, indem der letztere gar
nicht gesonnen war, seine Tochter dem neulich
gemachten Grafen zu geben. Auch seinen Ge¬
genkönig Otto suchte Philipp durch den Vorschlag
einer Verheurakhung mir seiner Tochter zu kir¬
ren. Durch solche lügenhafte Versprechungen
harte sich Philipp seinem Zwecke wirklich ge¬
nähert und einen Waffenstillstand zu Stande ge,
bracht, als er durch sein Schicksal den schlagen¬
den Beweis führte, daß das Gluck der Lüge
nicht von Dauer ist. Er harte nämlich auch dem
jahmüthigen Otto von Wittelsdach eine