Full text: Die Geschichte der Deutschen

295 
kömmt bei der Geschichte der Entwickelung des 
teutschen Volkslebens gar nicht in Betracht; 
denn, wenn er auch den Proceß um die Krone 
vor der päpstlichen Curia führen ließ, so kam 
er doch nie nach Teutschland. Richard dagegen 
besuchte das Reich mehrmals, und verschwendete 
mit britischer Großmuth unzahliche Summen, er- 
theilte den Städten Privilegien, die für ihre 
Fortbildung von wesentlichen Nutzen waren, be- 
schränkte die Rheinzölle und zeigte durch Mehres, 
daß es ihm um die Wohlfahrt des Reiches Ernst 
war. Doch mußte er, durch heimische Angele¬ 
genheiten in England zurückgehaltcn, die Dinge 
in Teutschland meistens ihrem Gange überlassen. 
Dort fand das Haus der Hohenstaufen um 
diese Zeit einen traurigen Untergang. — Außer 
Stande, den mit Manfred in Neapel aufgenom- 
menen Kampf zu bestehen, hatte der Papst Cle¬ 
mens der IV. dem Gedanken seines Vorgängers 
die Ausführung gegeben und den Karl von 
Anjou zur Besitznahme des Landes berufen. 
Karl kam mit einem zahlreichen Gefolge fran¬ 
zösischer Reisige, und Manfred ließ in einem 
Treffen (im J.I262) Krön' und Leben. — Wah¬ 
rend solcher Gestalt um fein Erbe gestritten wur¬ 
de, wuchs in Teutschland Konrad in heran. 
Große Erinnerungen und enge Verhältnisse har¬ 
ten die feurige Seele des Jünglings zu aben¬ 
teuerlichem Muthe gehoben; mit verwegener 
Voreile ging er daher auf den Vorschlag der 
Gibcllinen in Italien ein und unternahm, von 
der kalten Selbstsucht seiner Verwandten dem 
Schicksal überlassen, nur von einer Schaar 
gleich gestimmter Abentcuerer und seinem Freun¬ 
de, Friedrich von Schwaben, dem Prätendenten 
auf Oesterreichs begleitet, einen Zug zur Erobe¬ 
rung seiner Erblande. Anfangs scheint das Glück
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.