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kömmt bei der Geschichte der Entwickelung des
teutschen Volkslebens gar nicht in Betracht;
denn, wenn er auch den Proceß um die Krone
vor der päpstlichen Curia führen ließ, so kam
er doch nie nach Teutschland. Richard dagegen
besuchte das Reich mehrmals, und verschwendete
mit britischer Großmuth unzahliche Summen, er-
theilte den Städten Privilegien, die für ihre
Fortbildung von wesentlichen Nutzen waren, be-
schränkte die Rheinzölle und zeigte durch Mehres,
daß es ihm um die Wohlfahrt des Reiches Ernst
war. Doch mußte er, durch heimische Angele¬
genheiten in England zurückgehaltcn, die Dinge
in Teutschland meistens ihrem Gange überlassen.
Dort fand das Haus der Hohenstaufen um
diese Zeit einen traurigen Untergang. — Außer
Stande, den mit Manfred in Neapel aufgenom-
menen Kampf zu bestehen, hatte der Papst Cle¬
mens der IV. dem Gedanken seines Vorgängers
die Ausführung gegeben und den Karl von
Anjou zur Besitznahme des Landes berufen.
Karl kam mit einem zahlreichen Gefolge fran¬
zösischer Reisige, und Manfred ließ in einem
Treffen (im J.I262) Krön' und Leben. — Wah¬
rend solcher Gestalt um fein Erbe gestritten wur¬
de, wuchs in Teutschland Konrad in heran.
Große Erinnerungen und enge Verhältnisse har¬
ten die feurige Seele des Jünglings zu aben¬
teuerlichem Muthe gehoben; mit verwegener
Voreile ging er daher auf den Vorschlag der
Gibcllinen in Italien ein und unternahm, von
der kalten Selbstsucht seiner Verwandten dem
Schicksal überlassen, nur von einer Schaar
gleich gestimmter Abentcuerer und seinem Freun¬
de, Friedrich von Schwaben, dem Prätendenten
auf Oesterreichs begleitet, einen Zug zur Erobe¬
rung seiner Erblande. Anfangs scheint das Glück