564
Herren Albrechken von Bonstetken frei, etwan
ein Couvenrsherren zu Einsiedeln, sagt man,
daß der habe bracht auf eine Zeit erlich hun¬
dert Brief von Kaiser Friedrich des IN. Hof zu
Wege, die waren in allweg geschrieben und zu-
gericht, bis allein die Namen derer, die Wap,
pcns oder Adels Genoß werden wollten, die wa¬
ren ausgelassen und Platz darin behalten, daß
man die noch könnt' einschreiben. Der verkauft
null solche Brief hin und wieder gar wohlfeil
und machte viel erwähnter Edelleut' u. s. w. "
Wollte der niedere Adel unter diesen Umständen
seine Vorrechte behaupten; so war er gedrängt
-eine andere Stellung anzunehmeu und eine neue
Scheidewand zwischen sich und dem eindringen-
den Brtefadel aufzuführen. Das erste ge¬
schah, indem er sich die Befähigung zu höher»
Staaküämtern gab und sich nach einem sehr
richtigen Gefühl der Intelligenz des Volkes zu
bemächtigen suchte, das zweite, indem er stren¬
ge A h n e n p r o b e n einführte, durch die er den
nicht st ist s mäßigen Adel wenigstens vom
Genuß mancher an ihn vererbten Vorrechte ans-
schloß. c — Schwerer zu fassen ist der Begriff
des Bürgerstandes, wie er aus dieser Um¬
bildung der Verhältnisse hcrvorging: denn mäg
man den Stand nach dem Geschäft oder dem
Grad der bürgerlichen Ehre bestimmen'; so wa¬
ren es immer verschiedene Stände, die unter
diesem Namen befaßt werden, nämlich außer
dem, durch die städtischen Privilegien von dem
Bauernstand unterschiedenen, Gew erb stand
ein G el ehrten sta nd, der die höchste geistige
Bildung inne hatte und sich häufig der bedeu¬
tendsten Staatsämter bemächtigte, auch in man¬
chen Würden, wie in der juristischen Docror-
Ivürde, dem Adel in der öffentlichen Meinung