Full text: Die Geschichte der Deutschen

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focht mit.ihrer Hilfe an der Unstrut (im I. 
3075) einen glänzenden Sieg über die Sachsen. 
Kann» lächelte ihm aber das Glück, so verfiel 
auch der charakterlose König wieder in alle Feh< 
4ec und behandelte zudem die Sachsen mit em, 
pörender Härte. 
Doch dauerte Heinrichs Freude nur kl»;e 
Zeit; denn cs trat ein Mitspieler auf dem Schau¬ 
platz der Welt auf, dessen Riesenplane das Le, 
ben und Streben des unmach.igen Königs fürch¬ 
terlich durchkreuzten. Hildebrand, der oben 
erwähnt wurde, sau unter dem Namen Gre¬ 
gor VII. seit dem Jahr 1075 auf dem päpstli¬ 
chen Stuhl. Ein Prlestergente von seltener Grö¬ 
ße, ein Mann, der sich selbst wenig an die Re¬ 
geln band, an denen er die Christenheit gangcl- 
te *), von klarer Einsicht in die damaligen Ver¬ 
hältnisse des Staats und der Kirche und von 
unbeugsamer Kraft des Willens, hatte Gre¬ 
gor VI!. die Idee eines kirchlichen Staa¬ 
tes, d e m alle Fürsten als L e h e n l e u l e 
*) Unbegreiflicher Weise wird von einigen der 
schar'stnn gsten und geistreichsten Geschichtschreiber der 
neuesten Zeit, N'kl Bogt, Eichhorn, Luden 
u. A. Gregor dem V'l. auch sittliche Größe zugeschrie¬ 
ben. Sie stützen sich dabei aui die Briete dieses 
Papstes, gleich als wenn man einen Priester von 
der Art Hildebrands nach seinen Worten des 
ur'heilen dürste. — Ganz anders hat ihn die Stimme 
Gottes, die öffentliche Meinung, gerichtet, hart 
zeugt' das Mi''live der zzi Worms im I. 1076 ver¬ 
sammelten Bilchöffe gegen ihn, und wie will man sein 
Benehmen gegen den im Schloßhof zu Kanossa zittern¬ 
den König rechtfertigen, wie es entschuldigen, daß er 
Jahrelang bei der Markgräfinn Mathildis zubrachte, 
während er so streng aus den Cölibat der Geistlichen 
drangt
	        
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