Full text: Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen

182 Dritte Periode 
schwirr und Geißeln stellte. Allein Gerüchte von dem Annähern 
der Avareu gegen Italien und Bayern, kriegerische Bewegungen 
unter den Griechen und manche Aeußerung Tassilo's über sein 
Hartes Loos, bestimmten den Frankenkönig, den Herzog auf eine 
Versammlung in Ingelheim zu berufen. Hier wurde er entwaffnet 
und von den fränkischen Großen zum Tode verurtheilt. Karl er¬ 
ließ ihm die Todesstrafe, sperrte ihn aber mit seinen Söhnen in 
ein Kloster und hob die herzogliche Würde in Bayern auf 788. 
Die Verwaltung des Landes erhielt Graf Gerold, die alten Ein¬ 
richtungen und Gesetze des Volkes jedoch blieben. 
Die Avaren, Reste der alten Hunnen, waren mit Bewil¬ 
ligung des griechischen Kaisers Justinian vom caspischen Meere 
her bis an die Donau vorgedrungen, hatten die Bulgaren und 
andere slavische Völkerschaften im Jahre 562 unterjocht, mit den 
Longobarden das Reich der Gepiden zerstört und deren verlassene 
Wohnplätze in Pannonien eingenommen. Als Bundesgenossen 
Tassilo's, sielen sie im I. 788 in Bayern und Friaul ein, wurden 
aber in demselben Jahre noch mit großem Verluste zurückgeschlagen. 
Doch zog sich der Krieg noch mit Unterbrechungen bis zum Jahre 
799 hin und endete damit, daß Karl seine Staaten bis an die 
Raab und die Theiß erweiterte und das eroberte Land unter die 
Rechtspflege mehrerer Grafen und unter die geistliche Obhut meh¬ 
rerer Bischöfe setzte. Während dieses Krieges versuchte Karl durch 
einen Canal zwischen der Rednitz und Altmühl die Donau mit dem 
Rhein zu verbinden (793); allein dieses wichtige Unternehmen 
ging durch die häufigen Regengüsse in der Herbstzeit und wegen 
des morastigen Bodens bald wieder zu Grunde. 
Am tapfersten vpn allen Völkern, gegen welche Karl zu 
Felde zog, widerstanden die Sachsen, welche damals zwischen 
dem Niederrhein, der Nordsee und Elbe bis zum Harzgebirge hin 
wohnten und in Ostphalen, Westphalen und Engern getheilt waren. 
Da an den Ost- und Nordgrenzen des fränkischen Reiches fast 
überall in der Ebene sich beide Völker berührten, so machten die 
Sachsen fast unaufhörlich Einfälle in das Gebiet der Franken, 
raubten, sengten und mordeten. Da beschloß Karl, theils um sie 
zum Christenthume zu bekehren, theils um die Verletzung der Ver¬ 
träge an ihnen zu bestrafen, auf der Reichöversammlung zu WormS
	        
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