Full text: Für Tertia (Abtheilung 1, [Schülerband])

Eeibel. Kinkel. Knapp. Fr. v. Schlegel. Grün. 
221 
15. Grane Heide, sei gegrüßet! Sei gegrüßet, Konradin l 
O, wre leise schwebt dein Name ob den Genzianen hin! 
16. Deine holden Jugendspiele, deiner Blüte kurzer Traum, 
Ach, sie wehen mit den Lüftchen noch um diesen Felsensaum! 
1?' Ja, nur als ein armer Fremdling kämest du hierher zum Schenk, 
Und er ließ das Kindlein spielen, seiner Väter eingedenk. 
16. Hier auf weiße Pferdchen steigst du, gallopierest froh daher, 
Schwingst so zierlich und beweglich schon im Händchen deinen Speer, 
19. Nimmst den Falken nun aufs Fäustchen — schau, das Rebhuhn ist entflohn; 
Aber in den raschen Fängen bringet dir's der Falke schon! 
20. Ach, dein Pferdchen magst du tummeln, schwingen magst du deinen Speer» 
Aber deiner Stimme folgen Deutschlands Fahnen nimmermehr! 
21. Ja, den Falken magst du tragen, streicheln ihm das weiche Haupt — 
Weißt ja nicht, du armer Knabe, wer den Adler dir geraubt! 
22. Auf der Heide magst du hüpfen, aber Südlands Zauberlicht 
Schimmert dir auf keiner Krone, lächelt deinem Auge nicht! 
23. Ahnest nicht, indes du betest: „Hochgelobt sei Jesus Christ!" 
Daß der eine hohe Name bald dein einzig Erbtheil ist. 
24. Aber in den holden Augen leuchtet mir die Klarheit schon, 
Wie du deine Hände breitest zu des Vaters ew'gem Sohn, 
25. Wie du flehest: „Himmelskvnig, nimm mich in dein sel'gcs Haus! 
Deinem Willen unterthänig, trink' ich diesen Becher aus!" — 
26. Sonne, gieb die schönsten Strahlen! Lüfte, wehet milder hin! 
Treibe Lilien, graue Heide! — Hier einst blühte Konradin. 
221. Im Speßhart. (1806.) 
Von Friedrich von Schlegel. Lyrische Gedichte. Werke. Wien, 1823. 
1. Gegrüßt sei du, viellieber Wald! 
Es rührt mit wilder Lust, 
Wenn abends fern das Alphorn schallt, 
Erinnrung mir die Brust. 
2. Jahrtausende wohl standst du schon, 
O Wald, so dunkel, kühn, 
sprachst allen Menschenkünsten Hohn 
und webtest fort dein Grün. 
o. Wie mächtig dieser Aeste Bug 
Und das Gebüsch, wie dicht, 
Das, golden spielend, kaum durchschlug 
Der Sonne funkelnd Licht! 
I-. Nach oben strecken sie den Lauf, 
Dw Stämme grad' und stark; 
Us strebt zur blauen Luft hinauf 
Der Erde Trieb und Mark. 
5. Durch des Gebildes Adern quillt 
Geheimes Lebensblut, 
Der Blätterschmuck der Krone schwillt 
In grüner Frühlingsglut. 
6. Natur, hier fühl' ich deine Hand 
Und athme deinen Hauch; 
Beklemmend dringt und doch bekannt 
Dein Herz in meines auch. 
7. Dann denk' ich, wie vor alter Zeit, 
Du dunkle Waldesnacht, 
Der Freiheit Sohn sich dein gefreut 
Und was er hier gedacht. 
8. Du warst der Alten Haus und Burg; 
Zu diesem grünen Zelt 
Drang keines Feindes Nus hindurch — 
Frei war noch da die Welt. 
222. Aus dem Schlachtsclde von Aspern. (1830.) 
Von Anastasius Grün. Spaziergänge eines Wiener Poeten. Leipzig. 1844. 
1. Herbstlich über Asperns Fluren schien die Sonne müd' und lau, 
Störche schifften schon nach Süden durch der Lüfte ruhig Blau; 
Ueber stille, weite Felder schritt ich einsam, unbelauscht, 
Und mit mir ein kalter Herbstwind, der durch fahle Stoppeln rauscht.
	        
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