Full text: Illustriertes Realienbuch

fällt. Weil die Veränderungen sich meist in den höheren Luftschichten 
zuerst vollziehen, so meldet das Barometer zeitig den erhöhten oder 
verminderten Luftdruck und damit die bevorstehende Wetterverän¬ 
derung. Auch Höhen kann man durch das Barometer messen. Je 
höher man steigt, desto dünner wird die Luft, desto schwächer ihr 
Druck und desto tiefer fällt das Barometer. Der Luftdruck be¬ 
trägt auf jedes gem eines luftleeren Raumes etwa 2 Psd. Die 
Fläche unseres Körpers würde demnach einen Druck von mindestens 
<100 Ctr. erleiden, wenn er ein luftleerer Raum wäre; aber die 
innere Luft hält der äußeren das Gleichgewicht, so daß wir den 
Druck nicht fühlen. 
Durch die 1650 vom Bürgermeister Otto von Guericke in 
Magdeburg erfundene Luftpumpe (Fig. 110) kann man unter einer 
Glasglocke einen fast luftleeren Raum herstellen. Die auf einem 
sorgfältig abgeschliffenen, in der Mitte durchbohrten Teller (b) auf¬ 
sitzende Glasglocke, der Neeipient (a), steht durch eine Röhre (e) 
mit dem sogenannten Stiefel (e) in Verbindung, in welchen: ein 
luftdicht schließender Kolben aust-und ab bewegt wird. Durch die 
verschiedene Stellung des mit doppelter Bohrung versehenen Hahns 
sä) wird der Stiefel bald mit dem Recipienten verbunden, bald 
von ihm abgesperrt. Das erstere geschieht, wenn der Kolben in 
die Höhe gezogen wird. Die Luft unter der Glasglocke strömt 
alsdann in den luftleeren Stiefel und wird durch diese Ausdehnung 112. »aromet«. 
in einem größeren Raum verdünnt. Darauf wird der 
Hahn umgedreht und die in dem Stiefel befindliche 
Luft durch Niederdrücken des Kolbens ausgepumpt. 
Durch öftere Wiederholung dieses Verfahrens kann die 
Luft unter der Glasglocke aufs äußerste verdünnt werden. 
e) Warum läuft eine gefüllte Flasche nicht aus, wenn 
ich sie mit dem offenen Halse ins Wasser tauche? Warum 
bleibt das Wasser in einem gefüllten Glase, auf das ich mit 
der Hand ein Stück steifes Papier gedrückt und das ich daun 
umgestülpt habe, auch wenn ich die Hand wegziehe? Warum 
läuft keine Flüssigkeit aus dem geöffneten Hahn eines Fasses, 
wenn das Spundloch geschlossen ist? Wie beruht das Atmen 
auf dem Luftdruck, und warum ist zu enge Kleidung um 
die Brust schädlich? Warum dringt beim Ersteigen hoher Berge Blut aus 
den Poren der Haut, aus Lippen und Nase? Wie ist's möglich, daß die 
luftleer gepumpten Magdeburger Halbkugeln (Fig. 114) selbst von 
Pferden nicht aus einander zu reißen sind? Wie entstehen Winde, 
Stürme, Orkane? Warum steigt ein Luftballon in die Höhe, wenn er 
mit leichtem Wasserstoffgas gefüllt ist oder wenn ein Feuer die Luft 
in ihm erwärmt? (Der Luftballon ist ein Ball von luftdichter Seide, 
an dem mit Seilen ein Schifflein befestigt ist.) 
20. Wirkungen der Luft auf das Leben. Die Ver¬ 
brennung. a) Ein Licht wird auf einen Kork, dieser auf eine Wasser- 
oder Glasfläche gesetzt und eine Glasglocke so darüber gestülpt, daß 
keine Luft zutreten kann. Nach kurzer Zeit geht das Licht aus. 
Habe ich einen Spcrliitg mit unter die Glocke gethan, so schnappt 
er ängstlich nach Luft, ja er fällt wohl wie tot um. 
b) Die uns umgebende Luft besteht aus 4/s Stick- und % Sauerstoff. 
Der Sauerstoff ist jur Unterhaltung des Lebens und des Feuers unbedingt 
1 13. Hahn-Luftpumpe.
	        
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