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175. Der Waller. 
Auf Galliciens Felsenstrande 
Ragt ein heil'ger Gnadenort, 
Wo die reine Gottesmutter 
Spendet ihres Segens Hort. 
Dem Verirrten in der Wildnis 
Glänzt ein goldner Leitstern dort, 
Dem Verstürmten auf dem Meere 
Offnet sich. ein stiller Port. 
Rührt sich dort die Abendglocke, 
Hallt es weit die Gegend nach; 
In den Städten, in den Klöstern 
Werden alle Glocken wach. 
Und es schweigt die Meereswoge, 
Die noch kaum sich tobend brach, 
Und der Schiffer kniet am Ruder, 
Bis er leis' sein Ave sprach. 
An dem Tage, da man feiert 
Der Gepriesnen Himmelfahrt, 
Wo der Sohn, den sie geboren, 
Sich als Gott ihr offenbart: 
Da, in ihrem Heiligtume, 
Wirkt sie Wunder mancher Art; 
Wo sie sonst im Bild nur wohnet, 
Fühlt man ihre Gegenwart. 
Bunte Kreuzesfahnen ziehen 
Durch die Felder ihre Bahn, 
Mit bemalten Wimpeln grüßet 
Jedes Schiff und jeder Kahn. 
Auf dem Felsenpfade klimmen 
Waller, festlich angetan; 
Eine volle Himmelsleiter 
Steigt der schroffe Berg hinan. 
Doch den heitern Pilgern folgen 
Andre, barfuß und bestaubt, 
Angetan mit härnen Hemden, 
Asche tragend auf dem Haupt; 
Solche sind's, die der Gemeinschaft 
Frommer Christen sind beraubt, 
Denen nur am Tor der Kirche 
Hinzuknieen ist erlaubt. 
Und nach allen keuchet Einer, 
Dessen Auge trostlos irrt, 
Den die Haare wild umflattern, 
Dem ein langer Bart sich wirrt; 
Einen Reif von rost'gem Eisen 
Trägt er um den Leib geschirrt, 
Ketten auch um Arm und Beine, 
Daß ihm jeder Tritt erklirrt. 
Weil erschlagen er den Bruder 
Einst in seines Zornes Hast, 
Ließ er aus dem Schwerte schmieden 
Jenen Ring, der ihn umfaßt. 
Fern vom Herde, fern vom Hofe 
Wandert er und will nicht Rast, 
Bis ein himmlisch Gnadenwunder 
Sprenget seine Kettenlast. 
Trüg' er Sohlen auch von Eisen, 
Wie er wallet ohne Schuh, 
Lange hätt' er sie zertreten, 
Und noch ward ihm nirgend Ruh. 
Nimmer findet er den Heil'gen, 
Der an ihm ein Wunder tu; 
Alle Gnadenbilder sucht er, 
Keines winkt ihm Frieden zu. 
Als nun der den Fels erstiegen 
Und sich an der Pforte neigt, 
Tönet schon das Abendläuten, 
Dem die Menge betend schweigt. 
Nicht betritt sein Fuß die Hallen, 
Drin der Jungfrau Bild sich zeigt 
Farbenhell im Strahl der Sonne, 
Die zum Meere niedersteigt. 
Welche Glut ist ausgegossen 
Über Wolken, Meer und Flur! 
Blieb der goldne Himmel offen, 
Als empor die Heil'ge fuhr? 
Blüht noch auf den Rosenwolken 
Ihres Fußes lichte Spur? 
Schaut die Reine selbst hernieder 
Aus dem glänzenden Azur?
	        
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