Full text: Vorschule der Geschichte Europas

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und in anderen Stabten seines Reichs Kirchen und Pal¬ 
laste erbauen, durch welche er die alten römischen Bau¬ 
werke nachahmen wollte, und so brachte er auch aus 
Italien gelehrte Männer mit, welche ihm bei seinen Be¬ 
mühungen durch Einrichtung von Schulen und Bildungs¬ 
anstalten sein Volk m bilden behülflich waren. Unter 
diesen gebildeten Männern der damaligen Zeit, welche 
ihn umgaben, war auch einer, welchen er aus England 
durch wiederholte Aufforderung an seinen Hof gezogen 
hatte, dem er großes Vertrauen schenkte und ihn als 
seinen Freund hielt, nämlich Alcuin. In England war 
Heit der Herüberkunft des heiligen Bonifacius aus die¬ 
sem Lande und während der Regierung Pepins und 
Karls des Großen das Reich der Heprarchie noch im¬ 
merfort geblieben, und es waren zwischen den sieben 
Königreichen noch mancherlei Kriege vorgefallen. Da¬ 
bei aber war zwischen diesen Königen in England und 
dem römischen Pabste wegen der neuen Anpflanzung des 
Christenthums auf dieser Insel ein genauerer Umgang 
entstanden, und dadurch war auch die damalige römische 
Gelehrsamkeit nach England gekommen, und jetzt hatte 
Alcuin in Dort eine hohe Schule errichtet, auf welcher 
die Geistlichen der Kirche durch besseren Unterricht zu 
ihrem Beruf sollten gebildet werden. Dadurch warseine 
Gelehrsamkeit so berühmt geworden, daß Karl alles 
aufbot, um ihn an seinen Hof zu ziehen, welches ihm 
auch gelang, und Alcuin legte dann in Tours in Frank¬ 
reich eine ähnliche geistliche Schule an. Dieses und 
noch vieles andere thctt der große Kaiser für die Bil¬ 
dung in seinem Reiche. Und durch diese vielfältige 
Thätigkeit, wie sie bisher in den germanischen Reichert 
des Abendlandes noch kein Herrscher ausgeübt hatte, 
wurde sein Ruhm soweit und selbst über Europa hinaus 
verbreitet, daß aus vielen Ländern Gesandtschaften an ihn 
geschictc wurden, selbst auch aus Asien von dem Patri¬ 
archen in Jerusalem erhielt er eine Gesandtschaft und 
aus Damaskus von dem berühmten Kalifen Harun al 
Raschid, welcher ihm unter anderen Geschenken auch 
einen Elephanten zuschickte. Und auch das ist an seiner 
Größe zu bemerken, daß er mit allen Völkern des gan¬ 
zen europäischen Wclttheils in nähere oder fernere Be-
	        
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