Full text: Vorschule der Geschichte Europas

XIX 
Hälfte des neunten vorchristlichen Jahrhunderts, im 
I. 888 v. Eh. 01'., der letzte assyrische König Sardana- 
pal sich in dem Hofe seiner Kaiserburg zu Ninive auf 
einem Scheiterhaufen selbst verbrannte, weil er zweien 
seiner Feldherren, die sich gegen ihn empörten, nicht 
mehr Widerstand leisten konnte. Damit löste sich auch 
das große assyrische Reich in zwei Reiche auf, in das mo¬ 
dische, welches sich nordöstlich vorn Tigris, und in das 
babylonische, welches sieh südlich davon und südwestlich 
vom Euphrat ausbreitete, so daß nun diese beiden grö¬ 
ßeren Reiche in den innern Gegenden gleichzeitig mit 
den Reichen Israel und Juda bestanden. Und von dem 
einen dieser beiden großen Reiche, dem westlichen, dessen 
Könige anfangs noch in Ninive wohnten, wo es auch 
noch das neuassyrische hieß, und nachher in Babylon, 
wo es das neubabylonische war, von diesem Reiche 
wurden in den nächsten Jahrhunderten auch die kleineren 
Reiche zwischen dem Euphrat und dem Mittelmeer ver¬ 
schlungen. Nachdem nämlich im achten Jahrhundert 
die Könige von Ninive zuerst die syrischen Könige in 
Damaskus überwunden und sich ihreö Reiches bemäch¬ 
tigt hatten, so eroberte Salmanassar von Ninive auch 
Samaria, die Hauptstadt des Reiches Israel, im J.721, 
und zugleich auch das benachbarte Phönicien, so daß sich 
jetzt am Schluß des achten vorchristlichen Jahrhunderts, 
das neue Reich von Ninive bis an die Küsten des mit¬ 
telländischen Meeres herüber erstreckte, und beinahe alles 
Land diesseit des Euphrat einnahm, nur daß das kleine 
Königreich Juda sich auch jetzt noch in seiner Freiheit 
erhielt, und dieselbe noch über ein Jahrhundert hindurch 
behauptete. Als aber eben dort am Euphrat statt der 
Könige in Ninive sich die Könige in Babylon erhoben, 
da war es einer dieser letzteren, Nebukadnezar, der die 
Stadt Jerusalem zerstörtes im I. 588 v. CH. Gb., und 
das jüdische Volk gefangen nach Babylon führte. So 
fiel denn zu Anfang des sechsten vorchristlichen Jahr¬ 
hunderts auch das Reich Juda, und alle Länder zwi- 
' scheu dem Euphrat und dem Mittelmeer gehörten nun 
dem neubabylonischen Reich an, während sich nördlich 
davon von dem Gebirge Taurus und dem caspischen 
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