Full text: Vorschule der Geschichte Europas

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seinem Heere Deutschland betreten hatte, wobei in jenen 
verwilderten Zeiten sein edler und frommer Charakter 
und gute Zucht in seinem Kriegsheere vorzüglich^hervor- 
traten, so zauderten anfangs zwar mehrere Fürsten in 
Norddeurschland, sich mit ihm zu vereinigen, weil sie dcn 
Kaiser fürchteten, obgleich letzt Wallenstein den Norden 
Deutschlands nicht mehr schreckte, da er in dcs Kaisers 
Ungnade gefallen und von demselben seiner Lander und 
Wurden war beraubt worden. Durch dieses Zaudern 
der deutschen Fürsten geschah es auch, daß die Stadt 
Magdeburg, welche sich dem Willen des Kaisers muthig 
widersetzt hatte, von dem grausamen Tilly, ehe ihr Gu¬ 
stav zu Hülfe eilen konnte, erobert und auf das schreck¬ 
lichste und blutigste zerstört wurde, im 1.1631. Darauf 
aber- zwang Gustav die Fürsten, sich mit ihm zu verei¬ 
nigen und drang vorwärts, und so geschah es endlich, 
daß sich zwei gewaltige Heere bei Leipzig begegneten, 
und Gustav gewann hier einen so glorreichen Sieg in 
demselben Jahr 1631, über den gefürchteten Tilly, daß 
jetzt die kaiserlichen Heere allenthalben nach Süddeutsch¬ 
land zurückweichen mußten, und Gustav verfolgte sie mit 
stetem Siegesglück, und an dem Lech in Schwaben ver¬ 
lor Tilly gegen ihn Sieg und Leben. So sah sich der 
Kaiser von der Höhe seines Sieges wieder herabgestürzt, 
und konnte sich gegen den siegreichen Schwedenkönig 
nicht anders helfen, als dadurch, daß er den gefürchte¬ 
ten Wallenstein wieder erhob, 'welcher, nachdem er die 
Führung des Krieges unter besonderen Bedingungen an¬ 
genommen hatte, bald wieder mit Glück gegen Gustav 
Adolf auftrat, und es schien nun wieder eine entgegen¬ 
gesetzte Wendung nehmen zu wollen, als im I. 1632 
die denkwürdige Schlacht bei Lützen vorfiel, in welcher 
Gustav Adolf wieder siegte, aber auch noch im Siege 
den Tod fand. Doch war damit die Sache der Prote¬ 
stanten noch nicht verloren. Gustavs Siege hatten ihnen 
wieder so große Stärke gegeben, daß sie nun standhaft 
bleiben konnten, und nicht nur setzten seine nachgelasse¬ 
nen Feldherren, die in seinem Geiste handelten, den Krieg 
noch wenigstens mit wechselndem Glücke fort, sondern 
jetzt nahm auch der König von Frankreich für die deut¬ 
schen Protestanten noch thätigeren Antheil an dem Kriege,
	        
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