Full text: Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht

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Fest war auch der Glaube an die Genien oder Schutz-- 
geister der Menschen, welche dieselben von der Geburt bis zum 
Tode durch das Leben begleiten, ihre Freuden und Leiden thei- 
len. Der Römer schwur bei seinem Genius und brachte ihm 
besonders am Geburtstage Weihegeschenke zum Opfer. Auch 
den Manen, oder den Seelen der Verstorbenen, war als hö¬ 
heren Wesen ein jährliches Fest (feralia) geweiht. Die P a r- 
een galten als Schicksalsgöttinnen, welche das Unabänderliche 
bezeichneten, was dem Menschen von Geburt an beschieden ist. — 
Auch viele abstrakte Begriffe wurden personificirt und göttlich 
verehrt, wie 8alus, Pax, Concordia, Libertas, Victoria, Termi¬ 
nus, besonders auch moralische Eigenschaften, wie Virtus, Pietas, 
Pudicitia, Virtus, Honos, Spes, vor Allem aber die Fides. 
Der Religion standen Priester vor, bte zum Theil beson¬ 
dere Collegien bildeten und sich durch Wahl selbst ergänzten. 
Übrigens konnten die Staatspriester zugleich die höchsten bürger¬ 
lichen Ämter verwalten, waren aber ohne diese Privatpersonen. 
Ein besonderes Collegium bildeten 1) die Pontifices, deren 
anfangs 4, später 8, und seit Sulla 15« waren. Sie führten 
die Aufsicht über den ganzen öffentlichen und Privatgottesdienst, 
wie über die gesammte Priesterschaft, entschieden über kirchliche 
Rechtsfälle und ergänzten sich durch Cooptation. Ihre In¬ 
signien waren die Toga präterta und ein kegelförmiger Hut. 
Der Vorsteher dieses Collegiums, der Pontifer marimus, regu- 
lirte den Kalender, verkündete die Feste und schrieb die annales 
maximi. 2) Die Augures, die sich ebenfalls selbst ergänzten 
und als Auszeichnung eine purpurne Trabea trugen. Sie mu߬ 
ten aus gewissen Zeichen oder Erscheinungen den Willen der 
Götter deuten; denn keine Sache von Wichtigkeit wurde in Rom 
und in ganz Italien ohne Befragung der Götter und Beobach¬ 
tung ihrer Zeichen unternommen. Solcher Zeichen gab es vor¬ 
züglich 3 Arten: a) atmosphärische Erscheinungen, wie Donner, 
Blitz, Sternschnuppen; b) der Flug und das Geschrei gewisser 
Vögel. Zu dem Ende wählte der Augur einen freien Stand¬ 
punkt (templum) und bezeichnte mit einem Krummstabe (lituus) 
die Himmelsgegend, von woher der Vogelflug glücklich oder un¬ 
heilvoll war; c) das Fressen gewisser heiliger Thiere, besonders 
Hühner. Weissagungen aus den Eingeweiden (Herz, Leber re.)
	        
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