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tet habe. Nun aber konnte der Cardinal sich nicht lan¬
ger halten, sondern fing an zu weinen, und sagte: „Herr,
eure Mutter ist gestorben!" Als der König diese Worte
hörte, schrie er laut auf, und warf sich vor dem Altare
nieder. Dann ermannte er sich und sprach bethend: „Mein
Herr und mein Gott! ich danke dir, daß du mir meine
liebe Mutter so lange gelassen hast. Ich liebte sie mehr
als alle Creaturen dieser Welt; du aber hast sie abgefor¬
dert in dein Reich: dein Wille sey gepriesen!" — Was
die heiligen Gebräuche derKirche für die Verstorbenen vor¬
schrieben oder billigten, wurde zunächst angeordnet, dann
mit allen Baronen Rath gepflogen, und beschlossen, aus
Besorgniß vor inneren Unruhen und äußern Feinden,
nach Frankreich zurückzukehren. Hierüber erschraken nicht
mit Unrecht alle Syrischen Christen; doch blieb der'Car¬
dinal mit einiger Mannschaft im Morgenlande, und die
neubefestigten Städte gewährten setzt mehr Sicherheit,
ülö vor Ludwigs Ankunft.
Am 25. April 1254 schiffte sich Ludwig ein, unter
Thränen und Segenswünschen einer unzählbaren Christen-
Menge, die aus allen Orten Palastina's herbeygeeiltwa¬
ren, um „ihren Vater" noch einmahl zu sehen. Am 10.
Julius erreichte man die Hierischen Inseln, und über
Beaucaire, Nismeö und Clermont kam der König nach
Paris. Aller Orten zeigte sich die größte Theilnahme, die
höchste Freude über seine Rückkunft. Er selbst erklärte
sich gegen den König Heinrich von England: er schätze
sich glücklicher, daß er mir Ergebung alle Unfälle des
Kreuzzuges erduldet, als wenn er die ganze Welt seinen
Gesetzen unterworfen hätte.