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beiten Theil nahm, so war doch das Lesen und Forschen
in der hl. Schrift seine Hauptbeschäftigung, und die Wäl¬
der und Fluren besuchte er nur, weil ihn der Geist Got¬
tes da am lebendigsten und eindringendsten ansprach. Dieß
beschauliche Leben schien ihm sein ursprünglich schwacher
und durch die strengste Lebensweise noch mehr erschöpfter
Körper allein zu gestatten; aber zum Predigen war seine
Stimme doch stark genug, und er sprach und schrieb je¬
dem Stande und jedem Verhältnisse so angemessen, daß
er, nach allmähliger Ausbreitung seines Nufeö, fast mit
allen Ländern der Christenheit in Verbindung trat und
daselbst wirksam ward. Nicht bloß äußere Hoheit, nicht
bloß die Kraft des Schwertes entschied; sondern die Kraft
des innern Menschen, der göttlichen Gesinnung, des hei¬
ligen Wortes trat den Großen, wie den Geringen allmäch¬
tig entgegen, und bewegte oder beruhigte die ganze Welt.
Ungeachtet die damahlige Zeit der Unternehmung ei¬
nes neuen Kreuzzuges durchaus ungünstig erschien, brach¬
te Bernhard, von Papst Eugen III. hiezu aufgefordert,
durch seine Beredsamkeit und seine feste Versicherung ei¬
nes guten Erfolgs dennoch einen solchen zu Stande, der
an Glanz und Hoheit der Anführer den ersten weit über¬
traf. Eilt Deutscher Kaiser und ein König von Frankreich
standen jetzt an der Spitze; jeder führte ein erlesenes
Heer von 70,000 Mann.
Bei Ludwig VII. von Frankreich hatte dieser Ent¬
schluß einen Gewissensgrund. Er hatte vor einiger Zeit
gegen zwey rebellische Vasallen die Waffen ergriffen, de¬
ren Land, die Grafschaft Champagne, verheert, Vitri
mit Sturm erobert, und in der ersten Hitze Befehl gege¬
ben, die Stadt in Brand zu stecken, wobey wider seinen
Willen auch die Hauptkirche mit 1300 Menschen von den
Flammen verzehrt worden war. Diese grausame That
gereute ihn bey kälterem Blute herzlich, und nach der
Denkart jener Zeit gelobte er Gott zur Büßung dieser