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4.
Der dritte Kreuzzug.
(ULY — 1192.)
Nicht ganz zweyhundert Jahre hatte Aegypten unter
der Herrschaft der Fatimiden gestanden, als es im Jahre
1169 durch Sa ladin unter die Gewalt der Kurden siel.
Die Kurden, von Persischer Abkunft, zogen bis ge¬
gen das zwölfte Jahrhundert, der Geschichte wenig be-
nig bekannt, auf den an Armenien und Medien stoßen¬
den Gebirgen (im heutigen Kurdistan) in Horden umher,
und lebten als Nomaden von Viehzucht und Plünderun¬
gen. Als einen kriegerisch gestimmten tapfern,Schlag von
Menschen nahm man sie gern in Kriegsdienste; und in je¬
ner Zeit der Fehden unter den kleinen Dynastien des
Orients, welche noch die Einfälle der Kreuzfahrer ver¬
mehrten, konnte es keinem kühnen Krieger an Gelegen¬
heit fehlen, sich auf einen ansehnlichen Posten zu erschwin¬
gen. Dasselbe war auch Saladin'ö nächsten Vorfahren
gelungen: sein Vater, Nadschm Eddin Ayub — von dem
der ganze Stamm den Nahmen Ayubiden erhielt — stand
als Statthalter von Baalbek in Diensten Nureddin's,
des mächtigsten und tüchtigsten unter den damahligen Mu-
hammedanischeu Fürsten; sein Oheim, Asadeddin Schir-
kuh, diente demselben als Obergeneral. Mit dem letzte¬
ren trat Saladin (eigentlich Selaheddin — geboren i. I.
1137 zu Takrit, einer Mesopotamischen Stadt) in Aegyp¬
ten auf den Schauplatz. Während des ersten Aegypti-
schen Feldzugs ward ihm von seinem Oheim das Com¬
mando zu Alexandrien anvertraut; während des zweyten
bahnte er, nachdem der Fatimidische Großvezier Schaver
' ermordet worden, seinem Oheim den Weg zu dieser Wür¬
de; und als dieser nach zwey Monathen starb, trat er
selbst unter dem Nahmen Malek al Nasser (der siegreiche