bitt lebte, erkannte Saladin noch einige Abhängigkeit von
ihm als seinein Wohlthäter und dein Urheber seines Glücks.
Auch den Nahmen seines Sohnes, eines Kindes von 11
Jahren, ließ er Anfangs noch in den Moscheen ausrufen;
da diesen aber seine Jugend der Verachtung seiner Nach¬
barn preis stellte, so entschloß er sich, auch Syrien zu
seinem Reiche zu schlagen. ZmIahre 1174 nahm er ihm
Damascus und Emesa; 1175 griff er Aleppo an, das
ihm zwar jetzt noch durch die Tapferkeit seiner Einwohner
glücklich widerstand, aber bey dem zweyten Angriff 1183
in die Hände fiel. Aegypten und Syrien waren nun sein
Reich; während diese Länder ihn beschäftigten, drangen
seine Heere in das glückliche und steinigte Arabien, nach
Barca, Tunis und Tripolis, und machten für ihn Ero-
Gesellschaft, nie wurden zweydeutige Reden gehört. Wis¬
senschaftliche Beschäftigungen galten ihm für Erholung,
kein Gelehrter ward von ihm abgewiesen, keiner entlas¬
sen, ohne ein Geschenk empfangen zu haben. Oft ließ er
sich geistliche oder weltliche Geschichten vorlesen, und die
Darstellung großer gewaltiger Thaten bewegte ihn nicht
minder zu Thränen, als Erzählungen von einfachen, die
Theilnahme ansprechenden Begebenheiten. Ohne Zicrerey
verstattete er seinen Gefühlen freyen Lauf; selten aber
übermannte ihn der Zorn, nie verließ ihn in ungünstigen
Lagen die Heiterkeit und Fassung, nie in Krankheiten die
Geduld. Nur Verläumder konnten ihn heftiger aufreihen.
Sein Geist zeigte sich weit erhaben über die bloße Leiden¬
schaft des Besitzes, und größer als die Unbescheidenheit
der Fordernden war seine Neigung zum Bewilligen. Er
wußte, daß die Ouellen reichlich stoßen, und gab
nicht minder bey geleerten, als bey gefüllter Schatzkam¬
mer; weßhalb die Schatzmeister oft heimlich Summen zu
außerordentlichen Ausgaben zurücklegten. Betrogen ihn
jene, so verloren sie zwar ihre Stellen, erhielten aber
keine weitere Strafe; denn Geldgier erschien dem Sultan
so allgemein, als gemein.« Raumer "Geschichte der Ho¬
henstaufen und ihrer Zeit.« Vd. II. S. 363 u. 504.