Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten (Cursus 1)

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abzutreten, wie Konrad verlangte, weil es wider Gesetz und Her¬ 
kommen sei, daß ein Fürst zwei zugleich besäße. Da ward Hein¬ 
rich in die Reichsacht erklärt, und mit Krieg überzogen. Konrad 
vor der welsischen Stadt Weinsberg. AusBaiern vertrieben konnte 
sich Heinrich kaum in Sachsen halten. Konrad empfahl nach, sei¬ 
ner Rückkehr von dem 1147 unternommenen Kreuzzuge, mit Über¬ 
gehung des eigenen noch unmündigen Sohnes, seinen tapfern Vetter 
Friedrich I. (1152—1190), Herzog von Schwaben, seines 
röthlichen Bartes wegen von den Italienern Barbarossa genannt, 
zu seinem Nachfolger. Dieser durch Einsicht, Frömmigkeit und jeg¬ 
liche Heldentugend ausgezeichnete Kaiser herrschte ganz im Geiste und 
in der Weise Karls des Großen, den er sich zum Vorbilde gesetzt, 
und dessen Heiligsprechung er auch bewirkt hatte. Friedrich ^durch¬ 
drungen von der erhabenen Idee eines christlichen Kaisers, 
wollte diese auch durch die That wirklich machen. Nachdem er darum 
auf einem feierlichen Reichstage zu Merseburg einen Thronstreit 
zwischen dänischen Königen entschieden hatte, suchte er den alten 
Streit der Hohenstaufen und Welfen auszugleichen, indem er 
Heinrich dem Löwen, dem Sohne des geächteten Heinrich, das 
Herzogthum Bai ern zurückgab. Doch ward.,davon die Ostmark 
getrennt, und zu einem eignen Herzogthum, Astreich, mit vielen 
Vorrechten erhoben. Dann zog er nach Italien, um dort das tief¬ 
gesunkene kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. In einer großen 
Versammlung der Vasallen des Reichs auf den ronkalischen 
Ebenen ließ er durch Rechtsgelehrte die kaiserlichen Rechte oder Re¬ 
galien untersuchen, und züchtigte mit Gewalt die Widerspenstigen. 
Aber die Unzufriedenheit der Italiener machte wiederholte Züge nach 
Italien, nothwendig. Vorzüglich reizte das mächtige Mailand 
durch Ubermuth und Gewaltthat an den kaiserlich gesinnten Städten 
Friedrichs Zorn. Er umschloß es mit einem gewaltigen Heere, 
gelobend, nicht eher wieder die Krone aufzusetzen, bis er die Stadt 
gezüchtigt hätte. Endlich ward Mailand erstürmt und fast gänz¬ 
lich zerstört (1162). Aber nach Friedrichs Abzüge vereinigten sich 
die meisten lombardischen Städte, erbittert über den Druck der kai¬ 
serlichen Vögte, zu einem großen Bunde, dessen Seele der von Fried¬ 
rich nicht anerkannte Papst Alexander III. war. Friedrich kam 
nur mit geringer Heeresmacht, weil Heinrich der Löwe trotz des 
Kaisers Bitten und Fußfall die Heeresfolge verweigert hatte, nach 
Italien und wurde bei Legnano (1176) so geschlagen, daß er den 
Italienern einen Waffenstillstand gewähren mußte, der dann zu 
Eon stanz (1183) in einen Frieden sich verwandelte, in welchem den 
lombardischen Städten viele Freiheiten eingeräumt wurden. 
, Das Unglück von Legnano schrieb Friedrich besonders 
Heinrich dem Löwen zu. Dieser, seines iibermuthes wegen 
ohnehin den übrigen Fürsten verhaßt, ward darum zur Verantwor¬ 
tung vorgeladen, und als er nach wiederholter Mahnung nicht
	        
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