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Ich ziehe mit, sei außer Sorgen!
Nur bitt' ich, warte noch bis morgen.
Mir ist so voll, so schwer der Magen,
kann Süßigkeiten nicht vertragen.“
z36 „Ei, ei!“ rief Braun, „laß hören, was ?“
Reineke sprach: „Was hilft dir das?
Ich muß nach armer Schlucker Weise
zufrieden sein mit jeder Speise
und wenn mich Not und hunger treiben,
40 und nichts im haus als Honigscheiben . . .“
„Wie, was?“ so unterbrach ihn Braun,
„du kannst den Honig nicht verdaun,
die wunderbare, süße Speise,
die ich mir über alles preise?
45 Willst du mit Honig mich erfreuen,
es soll dich sicher nicht gereuen! “
„Ich merk' es wohl, du spottest mein.“ —
„Ich spollen? Ei, beileibe neinl ⸗
„So komm! Ein Stündchen nur von hier
zo zeig' ich den schönsten Honig dir
bei Rustifeil, dem reichen Bauer.
Zwar wird das Gehen mir noch sauer;
doch ist Befehl mir dein Begehren;
was tut man nicht dem Freund zu Ehren!“
55 Das Wasser Braun vom Maule troff.
So kamen sie zum Bauernhof.
Dort lag ein Eichstamm auf der Erden,
der sollte längs gespalten werden.
Drum hatte klüglich Rustifeil
6o an jedem Ende einen Reil
hineingetrieben mit Gewalt.
Schon klaffte fußesweit der Spalt.
Reineke sprach: „Mein Vetter Braun,
ist dir's genehm, den Stamm zu schaun?
65 Er hält mehr Honig, als man glaubt.
Steck nur recht tief hinein das Haupt.
Du siehst, schon rückt die Nacht heran,
zu Bett ging längst der Bauersmann.
Genieße froh dein Leibgericht;
0 nur, rat' ich, überfriß dich nicht!“