Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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ihr Heer gegen Frankenhausen aufbrechen, wo die Bauern auf 
einem Berge ihr Feldlager aufgefchlagen und mit einer Wagen¬ 
burg befestigt hatten. Um nichts unversucht zu lassen, den be- 
lhörten Haufen zur Vernunft zurück zu bringen, schickten die Für¬ 
sten einige Abgeordnete ab und ließen ihnen Verzeihung anbieten, 
wenn sie die Waffen ablegten und die Rädelsführer auslieferten. 
Da erschrak Münzer über die Gefahr, welche ihm drohete. Ec 
versammelte seine Rotten um sich und hielt an sie eine Rede voll 
Feuer. „Werdet nicht kleinmüthig bei der scheinbaren Gefahr — 
rief er unter andern, — sondern greifet die verruchten Feinde an. 
Fürchtet ihr Geschütz nicht, denn ihre Kugeln sollen euch nicht 
treffen, ich will sie alle mit meinem Ärmel auffangen." Und 
als er von dem Drucke der Obrigkeit, den Lasten der Priester 
sprach, erschien plötzlich das Zeichen des Friedensbundes zwischen 
Gott und dem Menschen, ein Regenbogen. Da streckte Münzer 
seine Hand zum Himmel aus und rief: „Sehet, liebe Brüder, 
das ist das Zeichen des Sieges, welches uns der Himmel gibt. 
Auf denn zum Kampfe!" Tollkühn nahmen sie der Fürsten Frie¬ 
densboten gefangen und hieben einen von diesen in Stücke. Diese 
Unthal beschleunigte der Bauern Verderben. Die Fürsten ließen 
zum Angriffe blasen, und sobald die Kanonnen donnerten und die 
Reiter heransprengten, warf sich die ganze Rotte der Bauern in 
die wildeste Flucht. Aber nun war die Reue zu spat. Fünftau¬ 
send wurden erschlagen, die Stadt Frankenhausen eingenommen, 
und alsdann dreihundert Bürger und Bauern enthauptet. Münzer, 
welcher einer der ersten gewesen war, welche die Flucht ergriffen 
hatten, wurde in Frankenhausen auf einem Heuboden entdeckt. Er 
starb unter dem Schwerte des Henkers, kleinmüthig und verzagt. 
So schmählich endigte die neue christliche Gemeinde, und 
mit ihr der ganze Aufstand der Bauern in der Schlacht bei Fran¬ 
kenhausen am 15. Mai 1525, wo der Sch lach t berg bis aus 
diesen Tag das Denkmal der Niederlage des Landvolkes ist. Nicht 
ohne eigene Schuld siel es in die alte Knechtschaft und Dienst¬ 
barkeit zurück, bis es in aufgeklärteren Zeiten in ein natürlicheres 
und freieres Verhaltniß zu seinen Fürsten trat und oft genug
	        
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