Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

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nicht bloß unser einmütiges Zusammenhalten als die nötige Schntzfeste 
unseres Daseins, sondern auch unsere Dankbarkeit; denn ihm danken wir 
wertvolle Einheitszüge unseres Wesens, hinter denen alle kleinen Stammes- 
fordernngen zurücktreten: die ernste Zucht zur Arbeit, Sparsamkeit, gute 
5 Sitte und den gemeinsamen Pnlsschlag eines treuen Herzens. 
81. In den Hpreewald. 
Theodor Fontane. 
„Wanderungen durch die Mark Brandenburg." 4. Teil (Spreeland). 
Stuttgart und Berlin. 1903. 
10 Und daß dem Netze dieser Spree-Kanäle 
Nichts von dein Zauber von Venedig fehle, 
Durchfurcht das endlos wirre Flußrevier 
In seinem Boot der Spreewalds-Gondelier. 
Mit Tagesanbruch haben wir Liibben, die letzte Station, erreicht und 
15 fahren nunmehr am Rande des hier beginnenden Spreewalds hin, der sich 
anscheinend endlos und nach Art einer mit Heuschobern und Erlen bestandenen 
Wiese zur Linken unseres Weges dehnt. Ein vom Frühlicht umglühter 
Kirchturm wird sichtbar und spielt eine Weile Versteckens mit uns; aber 
nun haben wir ihn wirklich und fahren durch einen hochgewölbten Torweg 
20 in Lübbenau, „die Spreewald-Hauptstadt", ein. 
Es ist Sonntag, und die Stille, die wir vorfinden, verrät nichts von 
dem sonst hier herrschenden lebhaften Verkehr. Die Spreewaldprodnkte 
haben nämlich in Lübbenau ihren vorzüglichsten Stapelplatz und gehn erst 
von hier aus in die Welt. Unter diesen Produkten stehn die Gurken 
25 obenan. Kürbis und Meerrettich schließen sich ebenbürtig an und vor 
allem die Sellerie, hinsichtlich deren Vorzüge die Meinungen nicht leicht 
auseinandergehn. Wir halten vor einem geräumigen Gasthofe „Zum 
braunen Hirsch", und nachdem wir Toilette gemacht und einen Imbiß 
genommen haben, brechen wir auf, um keine der spärlich zugemessenen 
30 Stunden zu verlieren. Aus dem Kirchenportal erklingt Orgel itnb Gesang, 
und wir treten ein, um eine wendische Gemeinde, lauter Spreewaldsleute, 
versammelt zu sehen. Es bot sich uns ein guter Übersichtsplatz; Männer 
und Frauen saßen getrennt, und nur die Frauen, soviel ich wahrnehmen 
konnte, trugen noch ihr spezielles Spreewaldkostüm. Bei jedem Einzelpunkt 
35 das Spezielle darin nachzuweisen, ist eine Ausgabe, der ich mich nicht 
gewachsen fühle. Der kurze faltenreiche Friesrock, das knappe Mieder, das 
Bnsentuch, die Schnallenschuhe, selbst die bunten seidenen Bänder, die, mit 
großem Luxus gewühlt, über die Brust fallen, sind allerorten in wenigstens 
ähnlicher Weise vorkommende Dinge, wogegen mir der Kopfputz und die 
40 Halskrause von dem sonst Herkömmlichen abweichend erscheinen. Die Hals-
	        
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