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ihm einen Fußfall that, hob er sie freundlich auf, sprach ihr
Trost zu und erlaubte ihrem Gemahle, acht Tage laug in Wit¬
tenberg, im Kreise der Seinigen zuzubringen. Ja, er selbst begab
sich in die Stadt und erwiederte den Besuch der Kurfürstin.
Und als er erfuhr, daß man aus Furcht vor ihm den evangelischen
Gottesdienst eingestellt habe, wurde er unwillig und sprach: „Wer
richtet uns das an? Ist in unserem Namen der Dienst Gottes
unterlassen, so gereicht uns das nicht zum Gefallen. Haben wir
im Oberlande (Schwaben) doch nichts gewandelt in der Religion,
wie sollten wir es hier thun?" — Er besuchte auch die Schlo߬
kirche in Wittenberg, und als man ihm Luther's Grab zeigte,
und einige Umstehende, unter andern der Herzog Alba, ihm rie-
then, die Leiche des Ketzers ausgraben und verbrennen zu lassen,
erwiederte er: „Laßt ihn ruhen, er wird seinen Richter schon ge¬
funden haben; ich führe Krieg mit den Lebenden, nicht mit den
Tobten." Eine solche Schonung hatte billig das Mißtrauen der
Protestanten gegen die eigentliche Gesinnung des Kaisers ent¬
fernen sollen.
Nun kam die Reihe an Philipp, den Landgrafen von Hes¬
sen. Dieser wartete den Einfall des kaiserlichen Heeres nicht ab,
sondern ließ durch seinen Schwiegersohn Moritz und den Kurfürsten
von Brandenburg den Kaiser um Gnade bitten. Ec selbst ging
dann zum Kaiser nach Halle und that vor ihm fußfallige Abbitte.
Diese Abbitte las ihm sein Kanzler vor, der hinter ihm kniete, und der
Landgraf sprach sie nach. Als aber bei der demüthigsten Stelle
sich sein Mund zu einem höhnischen Lächeln verzog, hob der
Kaiser, der es bemerkt hatte, drohend den Finger auf und rief in
seiner niederländischen Mundart! „Wol! ick fall di laken leh¬
ren!" Dann kündigte er ihm die Strafe an. Ec mußte sein
Geschütz ausliefern, eine große Geldbuße erlegen und gleichwie
der Kurfürst in der Gefangenschaft bleiben. So vollständig besiegte
Karl den schmalkaldischen Bund.