1. Einleitun
leichwie das Mittelalter der Knospe zu vergleichen ist, die
ihrer Entfaltung hoffnungsvoll entgegentreibt; so halt uns die
Geschichte der neueren Zeit, an deren Eingänge wir hier .
stehen, die Blume selbst vor, welche, obgleich durch heftige Stürme
in ihrer freien Entwickelung oft aufgehalten und bedroht, sich doch *
nach und nach in anmuthiger Schöne entfaltet. Durch die vie¬
len vorhergegangenen Erfindungen und Entdeckungen war der
menschliche Geist von allen Seiten mächtig angeregt worden und
strebte immer weiter voran, die seinen freien Flug noch hemmen¬
den Schranken zu durchbrechen. Die Erfindung des Kompasses,
dieses geheimnißvollen Führers durch spurlose Wasserwüsten, hatte
die entlegensten Völker der Erde in enge Verbindung mit einander
gebracht. Die kaum entdeckte neue Welt führte ihre reichen Er¬
zeugnisse nach Europa und gab hier dem Handel und Gewerb-
fleiße eine nie gesehene Blüthe. Städte und Lander gewannen
seitdem an immer steigender Bevölkerung; gesetzliche Ordnung und
Verfeinerung der Sitten traten allmalig an die Stelle der früheren
Ungebundenheit und Roheit. Durch den großen Verkehr ward die
Erd- und Himmelskunde erweitert, der alte Aberglaube in immer
engere Schranken gewiesen. Die Erfindung des Pulvers hatte
die rohe Kraft des Einzelnen gebändigt und die Kriegeskunst zu
einer Wissenschaft erhoben, die viele Vorkenntnisse erfordert. Überall
wurden stehende Heere errichtet, und so größere Sicherheit von
Innen und Außen gewonnen. Das durch das Faustrecht früher
so zerrüttete Deutschland insbesondere neigte sich durch seinen all¬
gemeinen Landfrieden und durch sein stehendes kaiserliches Kammer¬
gericht zum inneren Frieden und zur Ordnung. Der Untergang
des oströmischen Reiches hatte eine Menge gelehrter Griechen nach
in. Theil. 4 Au fl. 1
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