§ 6, Protestantische Konfessionskirchen. Die Wiederöel bnng der alten Kirche. 35
und der Ausgangspunkt einer religiösen Bewegung, die die romanischen
Völker und Großbritannien ergriff. Auch deutsche Gebiete wandten sich
der kalvinistischen Richtung zu, so die Pfalz und Holland.
2. Spaltungen des deutschen Protestantismus. Im Lager der wrwten
Lutherischen entstanden bald nach dem Tode des Reformators erbitterte «utheran?
Lehrstreitigkeiten. Melanchthon näherte sich in der Abendmahlsfrage
Kalvin, während er in der Rechtfertigungslehre noch viel weiter als
Luther von ihm abrückte, indem er eine gewisse Mitwirkung des mensch-
lichen Willens annahm und die Notwendigkeit guter Werke betonte.
Gegen diesen „Philippismus" kämpften der leidenschaftliche Flacins,
Amsdorf n. a. als Vertreter der reinen Lehre Luthers. Die strengen
Lutheraner lehrten besonders an der jungen Universität Jena.
Johann Friedrich der Mittlere, Johann Friedrichs des Großmütigen Thüringen
Sohn, hatte sie 1558 gegründet, um Wittenberg aus seiner Vorrang- die Hochburg des
stellung zu verdrängen und dem eruestinischeu Hause die Rolle eines Luthertums.
Hüters der evangelischen Lehre auch fernerhin zu sichern. Anfangs suchte
er Melanchthon, der immer noch als Haupt der Lutheraner anerkannt
ward, an sie zu ziehen. Erst nach dessen ablehnender Antwort rief er
Vertreter des strengen Luthertums an seine Hochschule. Zugleich besetzte
er die Pfarren des Landes nur mit Gegnern Melanchthons und machte
so Thüringen zur Hochburg der streitbaren strenggläubigen Partei. Die
Flaeianer traten freilich so herrisch auf, daß er ihren Führer und einige
seiner Anhänger bald wieder aus dem Lande wies.
In Kursachsen dagegen herrschte der „Philippismus". Als 1567 Der „Krypto-
Johann Friedrich der Mittlere Gefangener des Kaisers ward, übernahm ^lvimsmu^
Kurfürst August mit der Vormundschaft über dessen Söhne die Regierung
Thüringens und brachte nun die freiere Form der lutherischen Lehre.
auch im ernestinischen Gebiete zur Geltung, so daß jetzt die wettinischen
Länder im Bekenntnisse einig waren. Der sächsische Kurfürst glaubte
freilich in der Lehre Melanchthons das echte Luthertum zu hegen. Als
man ihm nun die Augen darüber öffnete, daß die Philippisten in der
Abendmahlsfrage kalvinischer Anschauung seien, geriet er in höchsten
Zorn über die „Kryptokalvinisten", die ihn betrogen hätten. Er ließ
die Häupter verhaften, den Leibarzt Peueer (Melanchthons Schwieger-
sohlt), den geheimen Rat Craeo, die Hofprediger Stößel und Schütz.
Craeo wurde zu Tode gefoltert, die anderen hatten lange Kerkerstrafe
zu verbüßen. Nun ließ August durch Theologen streng lutherischer
Richtung die Hauptlehren des evangelischen Bekenntnisses in der Kon-
kordienformel (1577) zusammenfassen und die wichtigsten lutherischen Konkordienformel
Bekenntnisschristen im Konkordienbuche (1580) vereinigen, das von Son,"^en6u6
51 Fürsten und Herren und 35 Städten als Grundlage ihres Glaubens
anerkannt wurde.
Der Philippismus sah sich nun mehr und mehr genötigt, in das Die deutschen
kalvinische Lager überzugehen. Er meinte aber damit nicht sein Bekennt- ^Reformierten",
nis zu wechseln, sondern Luthers Reformation erst wirklich zu vollenden,