Full text: Geschichte der Neuzeit von 1517 bis 1786 (Teil 5)

§ 6, Protestantische Konfessionskirchen. Die Wiederöel bnng der alten Kirche. 35 
und der Ausgangspunkt einer religiösen Bewegung, die die romanischen 
Völker und Großbritannien ergriff. Auch deutsche Gebiete wandten sich 
der kalvinistischen Richtung zu, so die Pfalz und Holland. 
2. Spaltungen des deutschen Protestantismus. Im Lager der wrwten 
Lutherischen entstanden bald nach dem Tode des Reformators erbitterte «utheran? 
Lehrstreitigkeiten. Melanchthon näherte sich in der Abendmahlsfrage 
Kalvin, während er in der Rechtfertigungslehre noch viel weiter als 
Luther von ihm abrückte, indem er eine gewisse Mitwirkung des mensch- 
lichen Willens annahm und die Notwendigkeit guter Werke betonte. 
Gegen diesen „Philippismus" kämpften der leidenschaftliche Flacins, 
Amsdorf n. a. als Vertreter der reinen Lehre Luthers. Die strengen 
Lutheraner lehrten besonders an der jungen Universität Jena. 
Johann Friedrich der Mittlere, Johann Friedrichs des Großmütigen Thüringen 
Sohn, hatte sie 1558 gegründet, um Wittenberg aus seiner Vorrang- die Hochburg des 
stellung zu verdrängen und dem eruestinischeu Hause die Rolle eines Luthertums. 
Hüters der evangelischen Lehre auch fernerhin zu sichern. Anfangs suchte 
er Melanchthon, der immer noch als Haupt der Lutheraner anerkannt 
ward, an sie zu ziehen. Erst nach dessen ablehnender Antwort rief er 
Vertreter des strengen Luthertums an seine Hochschule. Zugleich besetzte 
er die Pfarren des Landes nur mit Gegnern Melanchthons und machte 
so Thüringen zur Hochburg der streitbaren strenggläubigen Partei. Die 
Flaeianer traten freilich so herrisch auf, daß er ihren Führer und einige 
seiner Anhänger bald wieder aus dem Lande wies. 
In Kursachsen dagegen herrschte der „Philippismus". Als 1567 Der „Krypto- 
Johann Friedrich der Mittlere Gefangener des Kaisers ward, übernahm ^lvimsmu^ 
Kurfürst August mit der Vormundschaft über dessen Söhne die Regierung 
Thüringens und brachte nun die freiere Form der lutherischen Lehre. 
auch im ernestinischen Gebiete zur Geltung, so daß jetzt die wettinischen 
Länder im Bekenntnisse einig waren. Der sächsische Kurfürst glaubte 
freilich in der Lehre Melanchthons das echte Luthertum zu hegen. Als 
man ihm nun die Augen darüber öffnete, daß die Philippisten in der 
Abendmahlsfrage kalvinischer Anschauung seien, geriet er in höchsten 
Zorn über die „Kryptokalvinisten", die ihn betrogen hätten. Er ließ 
die Häupter verhaften, den Leibarzt Peueer (Melanchthons Schwieger- 
sohlt), den geheimen Rat Craeo, die Hofprediger Stößel und Schütz. 
Craeo wurde zu Tode gefoltert, die anderen hatten lange Kerkerstrafe 
zu verbüßen. Nun ließ August durch Theologen streng lutherischer 
Richtung die Hauptlehren des evangelischen Bekenntnisses in der Kon- 
kordienformel (1577) zusammenfassen und die wichtigsten lutherischen Konkordienformel 
Bekenntnisschristen im Konkordienbuche (1580) vereinigen, das von Son,"^en6u6 
51 Fürsten und Herren und 35 Städten als Grundlage ihres Glaubens 
anerkannt wurde. 
Der Philippismus sah sich nun mehr und mehr genötigt, in das Die deutschen 
kalvinische Lager überzugehen. Er meinte aber damit nicht sein Bekennt- ^Reformierten", 
nis zu wechseln, sondern Luthers Reformation erst wirklich zu vollenden,
	        
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