fullscreen: [Teil 3, [Schülerbd.]] (Teil 3, [Schülerbd.])

39 — 
Da steht der Frevler an dem See, wirft seine Bürde ab 
Und stößt hinab mit einem Fluch den Sack ins nasse Grab: 
„Da jage Du nun Fische, da drunten in dem See, 
Zetzt kann ich ruhig jagen im Forste Hirsch und Reh, 
Kann mich nun ruhig wärmen an Deines Holzes Gluten, 
Du brauchst ja doch kein Feuer da drunten in den Fluten.“ 
Er spricht's und will zurück, doch hält ein Dorngestrüpp ihn an, 
Und immer fester zerrt es ihn mit tausendfachem Zahn; 
Da kocht es in der Tiefe, Gewitter steigen auf, 
Dumpf rollt ob dem Gebirge der Donner seinen Lauf; 
Die See steigt übers Ufer, es glüh'n des Himmels Flammen 
Und hoch schlägt über dem Mörder die schwarze Flut zusammen. 
Stumm liegt der See, als ob die Glut 
Der Rache wieder schliefe. 
Glatt ist die Flut, im Mondschein ruht 
Die unermess'ne Tiefe; 
Die Binsen im Kreise nur leise 
Flüstern verstohlener Weise. — 
Zchnezler. 
38. Schaperjohaunns Grab. 
Hüdlich von Hildesheim, nahe bei Marienburg, befindet sich 
eine ode Bergschlucht, die Karbe genannt, ein schauerlicher Ort. 
Der hart am Ufer der Innerste sich hinziehende Thonschieferhügel 
spaltet sich hier in kahle Wände, welche naͤch unten so nahe zusammen— 
lreten, daß der hindurchfließende Riesel kaum noch einem Fußgänger 
Raum läßt. Der Bach, welcher über kleine Abhänge stürzt, plätschert 
leise und murmelt, als habe er Geheimnisvolles zu erzählen. Die 
Sprache des Baches ist der einzige Laut, den man in dieser Ein— 
samkeit vernimmt. Da ist kein Ausgang und kein Eingang und 
keine Fernsicht, nur ein kleines Stück der Himmelsbläue lacht über 
uns, und wir wissen, daß wir in diesem Becken, welches der Bach 
ausgewühlt hat, an Schaperjohanns feuchtem Grabe stehen. 
Schaperjohann war der Name eines zur Zeit des Dreißig— 
jährigen Krieges berüchtigten Räubers und Mammondieners, der 
durch eine lange Reihe von Verbrechen große Schätze zusammen— 
gehäuft hatte. Diese vergrub er in der Schlucht und leitete den 
Bach über den verborgenen Hort. Von Zeit zu Zeit aber begab 
er sich in die Einsamkeit, um sich an seinem Mammon zu erfreuen 
und ihn durch neue Beute zu bermehren. Dann dämmte er ober— 
halb den Bach ab, legte das Flußbelt trocken und wühlte gierig in 
dem unrechten Gute. Bei diesem Treiben ereilte ihn aber endlich die 
Strafe. Ein unter erderschütternden Donnerschlägen plötzlich herab⸗ 
rauschender Wolkenbruch schwellte den kleinen Bach im Nu zum 
Leißenden Strome an; der durchbrach den Damm und stürzte, Fels—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.