Nhode's Gefangenschaft; Huldigung in Prcnßcn 1G3
fürsten zu bewirken, und b.er König antwortete den Städten, daß durch die
neueren Verträge die Freiheiten der Stände nicht haben verletzt werden sollen,
auch nehme er die Bürger in feinen Schutz, aus dem er sie nie habe entlassen
wollen. Hierdurch ermuthigt, machte die Partei Rhode's den Plan zu einem
Buude für die ErbalMng ihrer alten Freiheiten gegen die kurfürstliche Sou¬
verainetät , und als der Kurfürst nun Truppen in die Nähe Königsbergs
rücken ließ, griffen auch die Bürger zu den Waffen und brachten ihre Kanonen
auf die Wälle. Da zu erwarten war, daß sie auch neue Verbindungen mit
Warschau anknüpfen würden, so ließ der Fürst alle Straßen nach Polen durch
Truppen besetzen. Es lag ihm jetzt besonders daran, sich des kühnen und un¬
ermüdlich thätigen Rhode zu bemächtigen, weil derselbe die Seel» des Wi¬
derstandes der Königsberger war. Vergeblich hatte er dem Magistrat be¬
fohlen, den Schöppenmeifter festzunehmen; als dies endlich mit Gewalt aus¬
geführt werden sollte, bewaffnete sich die Bürgerschaft und leistete muthige
Gegenwehr. Dennoch wurde Rhode durch List gefangen genommen. Es
drohete darüber ein gewaltiger Ausstand; sobald aber der Kurfürst den ge¬
fährlichen Schöppenmeifter in feiner Gewalt hatte, wandte er Alles an, um
die Gemüther einstweilen zu beschwichtigen. Der Prozeß gegen Rhode wurde
deshalb auch etwas in die Länge gezogen; erst später wurde er des Hoch¬
verrats überführt unb demzufolge sein Lebenlang in enger Haft gehalten. Er
hätte nach einigen Jahren Verzeihung vom Kurfürsten erhalten können, aber
er weigerte sich, darum zu bitten; er habe nichts Unrechtes gethan, sagte er,
unb müsse deshalb seine Loslassnng von ber Gerechtigkeit des Kurfürsten er¬
warten, von feiner Gnade verlange er Nichts. Nach sechszehn Jahren strenger
Gefangenschaft starb er auf der Festung Peitz (1678).
Das Schicksal Rhode's war ein schreckendes Beispiel für feine Mit¬
bürger, welche sich kurze Zeit nach feiner Gefangennehmung dazu bequemen
mußten, den Kurfürsten wegen des Geschehenen um Verzeihung zu bitten und
feine Souverainetät anzuerkennen. Nun setzte sich Friedrich Wilhelm sofort
auch mit den übrigen Ständen in Verhandlung, um von ihnen die Huldigung
zu erlangen. Er verstand sich dazu, ihnen in einer sogenannten Affecurativn
zu verbürgen, daß er die Souverainetät nicht gegen die Landesfreiheiten aus¬
dehnen wolle, unb bestätigte ausdrücklich die Privilegien unb Rechte ber
Stäube. Darauf würbe die Huldigung in Königsberg gehalten. Am
28. Ocwber 1663 waren alle öffentlichen Plätze mit Truppen besetzt. Unter
vielen Ceremonien nahm der Kurfürst auf einem mit rothem Sammet be¬
deckten Throne sitzend von jedem anwesenden Adeligen, von den Abgeordneten
der Städte und Zünfte und von allen Beamten die Huldigung an. Alle
leisteten den Eid, kraft dessen sie ihn für ihren einigen, wahren uud unmittel¬
baren Oberherrn anerkannten.
Es war dies ein entscheidender Tag; denn jetzt erst waren bic mit Polen
geschlossenen Verträge über Preußen zur Wahrheit geworben; der polnische
Einfluß hörte nun aus unb Friedrich Wilhelm war wirklich erst Souverain
in Preußen.
Aber die Aufregung der Gemüther beruhigte sich nicht mit einem Male,
besonders da es sich bald zeigte, daß der Kurfürst von feiner Souverainetät
den ausgedehntesten Gebrauch zu machen entschlossen war. Als die gesteigert
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