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Vor allem galt es, dem Unwesen der Raubritter zu steuern. In
Thüringen allein brach der König siebzig Raubburgen und ließ
dreißig Raubritter hinrichten. Ähnlich verfuhr er am Rheine, so¬
wie in Schwaben und Franken. Um die Aufrechterhaltung des Land¬
friedens war er auch fernerhin eifrig bemüht; auf einem Reichstage
wurde derselbe schon damals durch ein Gesetz gefordert. Wer den
Landfrieden brach, fiel in des Bischofs Bann und in des Königs Acht.
f 5. Rudolfs Tod. Mit Mißbehagen sahen die Fürsten, wie
Rudolf stets auf die Erweiterung seiner Hausmacht bedacht war.
Sem Lieblingswunsch, seinen Sohn zu seinem Nachfolger erwählt
zu sehen, ging daher nicht in Erfüllung. Durch die Größe der
habsburgischen Hausmacht fühlten sich die deutschen Fürsten bedroht.
Die letzten Lebensjahre des Königs wurden auf diese Weise getrübt.
Als er seinen Tod herannahen fühlte, befand er sich zu Straßburg.
Schnell brach er auf, um die Kaiserstadt Speier zu erreichen, starb
jedoch unterwegs (1291*). Im Dome zu Speier wurde er begraben.
6. Seine Nachfolger. Ihrem Grundsätze getreu, wählten die
Kurfürsten den Grafen Adolf von Nasfau zum Könige. Nach dem
Vorgänge Rudolfs suchte er sich eine Hausmacht zu gründen, setzte
dabei jedoch jede Rücksicht auf Recht und Billigkeit aus den Augen.
Da wählten die Fürsten seinen mächtigen Gegner Albrecht, Rudolfs
Sohn, zum Gegenkönig. In der Entscheidungsschlacht fiel Adolf.
Auch Albrechts Sinn stand nur auf Ländererwerb. In diesem Be¬
streben führte er mehrere unglückliche Kriege, u. a. gegeu die Schweiz
(die Tellsage). Da er seinem Neffen Schwaben, sein väterliches
Erbe, vorenthielt, wurde er von diesem im Verein mit seinen
Freunden ermordet. In den Kämpfen gegen das Haus Österreich
behaupteten die Schweizer ihre Freiheit**) und lösten sich als selbst¬
ständiger Freistaat vom Reiche ab.
t>) Ludwig der Mayer und seine Wachfokger.
1. Eine Doppelwahl. Auf Albrecht folgte ein Kaiser aus dem
Hause Luxemburg, der Böhmen an sein Haus brachte. Nach seinem
Tode wählte ein Teil der Fürsten Ludwig vou Bayern, der andere
Friedrich den Schönen von Österreich. Seit ihrer Jugend waren
beide aufs innigste befreundet. Nun standen sie sich als Feinde
gegenüber. Erst nach achtjährigem Kampfe kam es in Bayern (bei
Mühldorf 1322) zur Entscheidungsschlacht. Ludwig siegte, ja
Friedrich wurde gefangen genommen.
*) Gedicht: „Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe" von Kerner.
**) Schillers Tell.