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Nun hatte dies Land zwar schon seine Herren, und die Meklen- 
burgcr waren mit ihren Herzogen überaus zufrieden. Aber das 
war die geringste Schwierigkeit. Sie hatten mit dem Könige 
von Dänemark gemeinschaftliche Sache gemacht; das wurde jetzt 
als Vorwand gebraucht, die Neichsacht über sie auszufprcchcn, 
und 1629 wurde Wallenstein förmlich mit Meklcnburg belehnt; 
zugleich erhielt er das Fürstcnthum Sagan in Schlesien, und 
wurde zum Reichsfürstcn ernannt. Die Landstände in Meklen- 
burg baten, man möchte ihnen doch nicht ihre guten Landesher¬ 
ren nehmen, ohne ihre Entschuldigung anzuhören. Statt der 
Antwort erschien Wallenstein, jagte die Herzoge aus dem Lande, 
und zwang die Einwohner zur Huldigung. 
Aber Wallcnstcin wollte noch weiter gehen; selbst bis über 
das Meer warf er seine Blicke. Wie, wenn er selbst nach Schwe¬ 
den, dessen König den Evangelischen schon früher seine Hülfe an- 
geboten hatte, oder nach Dänemark übersetzen könnte? Eine 
solche Absicht scheint der Kaiser oder Wallenstein gehabt zu haben; 
denn dieser wurde von jenem zum Admiral des baltischen Meeres 
ernannt. Zur Herrschaft über dieses Meer war ihm aber der Be¬ 
sitz von Stralsund überaus wichtig. Diese Stadt war da¬ 
mals bedeutender als jetzt, trieb lebhaften Handel, und war mit 
starken Wällen umgeben. Die Einwohner hatten schon die ihnen 
aufgelegte Contribution richtig bezahlt; nun sollten sie auch noch 
kaiserliche Besatzung einnehmen. Dessen weigerten sie sich aufs 
Bestimmteste. Der Bürgermeister, ein Mann von Muth und 
Entschlossenheit, reiste mit einigen Nathsherren nach Prag, wo 
Wallenstein gerade war, und machte Vorstellungen. Wallenstein 
empfing ihn, von seinen Hofleuten umgeben, mit königlicher 
Pracht. Mit donnernder Stimme schrie er ihnen entgegen: „Ihr 
müßt kaiserliche Besatzung einnehmen!" — Ruhig antwortete 
der Bürgermeister: „das thun wir nicht." — „Dann müßt ihr 
Geld schaffen!" — „Das haben wir nicht!" — „Dann will 
ich euch züchtigen, ihr Ochsen!" — „Das sind wir nicht!" — 
Und als der Bürgermeister sich empfahl, rief ihm Wallcnstein 
nach: „wird sich eure Stadt nicht unterwerfen, so soll nichts 
von ihr übrig bleiben; sollten auch 100,000 Mann, ja ich selbst, 
darüber das Leben verlieren." Sogleich befahl er, die Stadt zu
	        
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